Durchbrüche von innovativen Medikamenten und Therapien sind auch dem Einsatz von Tierversuchen zu verdanken. Mensch und Tier haben biologisch viele Gemeinsamkeiten, sodass die Erkenntnisse aus den Experimenten übertragbar sind. Im Rahmen einer mehrteiligen Blogserie stellen wir den diesjährigen Report vor:
In der pharmazeutischen Forschung finden Tierversuche auf dem langen Weg zum Medikament in der präklinischen Phase statt. Schon bis dahin vergehen meistens viele Jahre. Forschende probieren in der Regel Hunderttausende von Stoffen aus, um einen zu finden, der das Potenzial hat, einen Krankheitsverlauf zu hemmen oder positiv zu beeinflussen. Die Experimente für diese Entdeckungsreise zu neuen Wirkstoffen finden zunächst in Lösungen und mit Zellkulturen statt. Erst wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, folgen Studien am Tier. Im Tierversuch wird erforscht, wie der Wirkstoffkandidat durch den Stoffwechsel im Organismus wandert und ob er schädliche Wirkungen produziert. Erst wenn ein Stoff alle vorgeschriebenen vorklinischen Versuche bestanden hat, wenn er sich also an Zellkulturen und in Tierversuchen im Organismus als wirksam und unbedenklich erwiesen hat, darf er in klinischen Studien an Menschen erprobt werden. Warum erfolgt dieser Schritt erst dann?
Die internationale Gemeinschaft hat sich mit verschiedenen Berichten und Deklarationen ethischen und rechtlichen Grundsätzen in der Humanforschung verschrieben. So hält beispielsweise die Deklaration von Helsinki des Weltärztebundes aus dem Jahre 1964 fest, dass die Erprobung von neuen Therapien die Gesundheit und die Interessen der Forschungsteilnehmenden zu schützen hat. Die Helsinki-Deklaration wurde und ist die Grundlage von zahlreichen nationalen Gesetzen für die biomedizinische Forschung. Dementsprechend sind klinische Studien mit Probanden (einer kleinen Anzahl gesunder Personen) und in einem nächsten Schritt mit Patientinnen und Patienten heute nur zulässig, wenn die Risiken so weit wie möglich reduziert worden sind bzw. ausgeschlossen werden können.
Erkenntnisse über die Wirksamkeit und die Sicherheit eines neuen Wirkstoffes müssen also, bevor er in klinischen Studien am Menschen erprobt wird, so gross wie möglich sein. Um dies zu garantieren, bleiben neben tierversuchsfreien Methoden wie Zell- und Gewebekulturen, Computersimulationen oder sogenannte «Organs-on-a-Chip», welche Tierversuche reduzieren oder teilweise ersetzen, dennoch Tierversuche nötig. Unter der Voraussetzung, das Wohl des Tieres grösstmöglich zu respektieren, geht es in den Tierversuchen oft auch darum, die schädlichen Wirkungen eines neuen Wirkstoffs frühzeitig zu erkennen. Die genannten tierversuchsfreien Alternativmethoden sind heute Alltag in der biomedizinischen Forschung. Sie werden besonders dann eingesetzt, wenn ein biologisches System bereits gut erforscht ist.
Neben ethischen Grundprinzipien arbeitet die Forschung auch mit Tierversuchen, weil der Mensch für die Erforschung von biomedizinischen Fragen nicht immer optimal geeignet ist. Besonders wenn es um Erbkrankheiten geht, eignen sich Organismen, die sich schnell fortpflanzen, wie es z. B. Zebrafische oder Mäuse tun, besser. Bei der Erforschung der genetischen, physiologischen oder anatomischen Ursachen von vielen seltenen Krankheiten fehlt die nötige Anzahl der menschlichen Probanden, sodass es den Tierversuch braucht, um die Krankheit zu verstehen oder Wirkstoffe gegen die Krankheit zu entwickeln. Warum aber eignet sich überhaupt die Durchführung von Experimenten am Tier?
Jedes Medikament, jede Therapie und fast alle Medizinalprodukte, die Krankheiten lindern oder zur Genesung von Patientinnen und Patienten weltweit im Einsatz sind, wurden mit der Unterstützung von Tierversuchen entwickelt. Dass für die Erforschung von Krankheiten und für die Entwicklung von neuen Medikamenten und innovativen Therapien Tierversuche notwendig sind, dafür gibt es verschiedene Gründe. Ein wesentlicher dieser Gründe liegt in der Natur der Sache, der Biologie. Ohne die Erforschung von lebenden Organismen ist biologische Grundlagenforschung nicht möglich. Die biologische Forschung mit lebenden Organismen hat es erst möglich gemacht, dass wir heute beispielsweise wissen, wie Tiere in ihrer Umwelt überleben und was sie dazu brauchen. Von diesem Wissen profitieren auch die Medizin und die Pharmazie. Denn was Tiere krank macht, das schadet häufig auch den Menschen.
Tiere und Menschen sind evolutionär miteinander verwandt. Sie besitzen gemeinsame Vorfahren und damit, wenn auch nicht immer gleich stark ausgeprägt, biologische Gemeinsamkeiten. Im Laufe der Evolution hat die Natur viele Abläufe beibehalten. Deshalb kann die Forschung mit Tieren wertvolle Hinweise für die Ursache von Krankheiten und die Wirkung von Medikamenten liefern. Sie gibt Aufschluss über erwünschte Wirkungen und legt auch etwa 70 Prozent der unerwünschten Wirkungen frei.
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