Angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung ist es eine der grössten Herausforderungen an das Gesundheitswesen in der Schweiz, die Behandlung von Krankheiten zu verbessern, die im höheren Lebensalter verstärkt auftreten und oft von weiteren Erkrankungen begleitet werden (Komorbidität). Dazu gehören verschiedene Formen von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz.
Diese Herausforderung richtet sich zunächst einmal an die Forschung und Entwicklung, damit innovative Therapien das Leben nicht nur verlängern, sondern auch die Lebensqualität verbessern können. Die Schweizer Bevölkerung schätzt die hohe Qualität der Gesundheitsleistungen. Sie möchte darauf ebenso wenig verzichten wie auf einen breiten Leistungskatalog in Grund- und Zusatzversicherungen. Hohe Ansprüche an das Gesundheitswesen, immer mehr und immer bessere Leistungen haben wiederum ihren Preis. Die Kosten sind der meist diskutierte Aspekt des Gesundheitswesens. Die Bereitschaft, aber auch die Möglichkeiten des einzelnen, ein immer aufwendigeres Gesundheitssystem mitzufinanzieren, haben Grenzen.
Gesundheitsausgaben versus Krankheitskosten
Um einen Ausweg aus diesem scheinbar unlösbaren Dilemma zu finden, gilt es zunächst einmal, die Sichtweise auf unser Gesundheitssystem zu verändern, indem den Gesundheitsausgaben die Krankheitskosten gegenübergestellt werden. Nicht wie viel es kostet, gesund zu werden, sondern was es kostet, krank zu sein, ist entscheidend. Dieser Aspekt wird in der emotional geführten Diskussion zu steigenden Gesundheitskosten oft ausgeblendet, ebenso wie der Beitrag, den Medikamente zum medizinischen Fortschritt leisten, indem sie die Dauer einer Krankheit verkürzen oder ihre Folgen mildern. Damit sind auch erhebliche ökonomische Vorteile verbunden: Innovative Therapien tragen zur Kostensenkung bei, indem sie etwa Spitalaufenthalte verkürzen oder in manchen Fällen operative Eingriffe unnötig machen.
Schliesslich können Gesundheitsausgaben Krankheitskosten reduzieren. Eine Erkrankung verursacht nicht nur die Kosten, die mit der Behandlung des Patienten verbunden sind, sondern auch indirekte Kosten. Letztere sind zum Beispiel Produktivitätsverluste durch das Fehlen am Arbeitsplatz und der Aufwand für häusliche Pflege durch Angehörige.
HTA als Wegweiser
Ein wichtiges Instrument, um diese Betrachtungsweise zu fördern, sind Nutzenbewertungen der Gesundheitsleistungen. Solche Health Technology Assessments (HTA) können helfen, das Rationalisierungspotential auszuschöpfen, das unser Gesundheitssystem zweifellos in hohem Mass mit sich birgt. Damit lassen sich einzelne Leistungen gegeneinander abwägen, wobei der Patientennutzen stets im Zentrum stehen muss. HTA macht also lediglich sichtbar, wie der Nutzen – patientenzentriert und qualitätsorientiert – maximiert werden kann. Es darf in der Schweiz kein Vehikel sein, um Kosten zu senken.
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