Noch schlagkräftiger gegen Hirnschlag - Interpharma

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13. August 2019

Noch schlagkräftiger gegen Hirnschlag

Patienten mit Hirnschlag profitieren in jüngerer Zeit von einer Reihe innovativer Medikamente. Die neuen Behandlungsmöglichkeiten sind ein Thema des 9. Stroke-Symposiums, welches am 22. August vom Berner Universitätsspital durchgeführt wird.

Für ‹Hirnschlag› (auch: ‹Schlaganfall›) ist in der Fachwelt der englische Begriff ‹stroke› verbreitet. Die Tagung zum Thema Hirnschlag, die am 22. August bereits zum neuen Mal am Berner Inselspital stattfindet, heisst denn auch ‹Stroke-Symposium›. Die Veranstaltung wird von mehreren Interpharma-Mitgliedsfirmen unterstützt und dient dem Austausch der Schlaganfall-Spezialisten des Berner Universitätsspitals mit Ärzten aus anderen Spitälern, mit niedergelassenen Neurologen, Kardiologen, Angiologen und Hausärzten, aber auch mit Physiotherapeuten und Pflegefachkräften. Bei der Behandlung von Schlaganfällen arbeiten medizinische Experten seit jeher eng zusammen: Die Erstversorgung erfolgt in der Regel in der nächsten Stroke-Unit – eine spezielle Abteilung zur Behandlung von Patienten mit Hirnschlag – in einem Regionalspital. Komplexere Fälle werden dann ans Stroke-Center des Berner Universitätsspitals überwiesen, das medikamentös wie auch technisch alle zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten hat.

Neues Medikament für die Akutbehandlung

«Medikamente haben bei der Behandlung des Schlaganfalls einen hohen Stellenwert, in der Akutbehandlung ebenso wie bei der Verhinderung eines neuerlichen Hirnschlags nach einem früheren Schlaganfall», sagt Dr. med. David Seiffge, Oberarzt in der Abteilung Neurologie des Inselspitals und Referent am 9. Stroke-Symposium. Unmittelbar nach dem Schlaganfall sorgen Medikamente (Thrombolytika), dass das Blutgerinnsel (Thrombus), das die Blutzufuhr des Gehirns einschränkt, möglichst schnell aufgelöst wird. Über die Vene wird zu dem Zweck ein Wirkstoff verabreicht. Dafür stand Ärtzinnmen und Ärzten über lange Zeit ausschliesslich das Enzym rt-PA (Alteplase) zur Verfügung.

Schon bald dürfte nun ein neues Medikament in die Spitäler kommen. Denn klinische Studien deuten darauf hin, dass der Wirkstoffe Tenecteplase, der heute bereits zu Behandlung von Herzinfarkten eingesetzt wird, auch bei Schlaganfällen gute Dienste leistet. «Dieser neue Wirkstoff öffnet nicht nur die verstopften Gefässe sehr wirksam, er kann auch mit der Spritze einmalig über die Vene gegeben werden, während bisher manchmal eine stundenlange Infusion notwendig war», sagt Seiffge. Der Neurologe ist selber in eine klinische Phase III-Studie eingebunden, in der gegenwärtig Tenecteplase für die Behandlung einer speziellen Klasse von Schlaganfällen getestet wird.

Weniger Kontrollen und Nebenwirkungen

Nicht minder wichtig sind Medikamente bei der Langzeitbehandlung von Schlaganfall. Rund ein Drittel der Stroke-Patientinnen und -Patienten hat nämlich Vorhofflimmern als Ursache des Hirnschlags. Sie müssen lebenslang Medikamente einnehmen, um weitere Hinschläge zu vermeiden. Diesem Zweck dienen sogenannte Antikoagulantien, welche für eine Verdünnung des Blutes sorgen. Für die langfristige Vorbeugung vor neuen Hirnschlägen wurden früher in erster Linie Medikamente aus der Klasse der Vitamin-K-Antagonisten eingesetzt, welche mit vielen Einschränkungen und Schwierigkeiten (z.B. regelmässige Blutentnahmen zur Kontrolle) verbunden waren.

Seit 2012 stehen in der Schweiz zu diesem Zweck ‘Direkte orale Antikoagulantien’ (DOAK; auch ‘Neue orale Antikoagulantion’/NOAK) wie Apixaban, Edoxaban, Dabigatran und Rivaroxaban zur Verfügung. Bei diesen Medikamenten beruht der gerinnungshemmende Effekt auf der direkten und gezielten Hemmung der Blutgerinnungsfaktoren. «Diese Medikamente haben für den Patienten den Vorteil, dass sie einfacher zu nehmen sind, da die Dosierung nicht immer wieder neu angepasst werden muss. Es sind auch weniger Kontrollen beim Arzt nötig, und es treten weniger Nebenwirkungen auf», sagt Oberarzt Seiffge.

Blutungen unterbinden

Eine der schwerwiegenden Nebenwirkungen der erwähnten Behandlung sind Hirnblutungen. Mit den Medikamenten aus der Klasse DOAK/NOAK konnten diese Blutungen laut Seiffge auf die Hälfte reduziert werden. Und ein weiterer medizinischer Fortschritt zeichnet sich ab, denn vielleicht kann das Risiko in Zukunft sogar weitgehend ausgeschlossen werden. Vorklinische Studien an Tieren weisen darauf hin, dass bei einer neuen Klasse von Wirkstoffen, die bei Blutgerinnungsfaktor XI ansetzen, praktisch keine Blutungen auftreten. «Noch in diesen Jahr, spätestens aber Anfang des nächsten Jahres starten klinische Phase III-Studien, um Wirksamkeit und Verlässlichkeit dieser Wirkstoffe an einer grossen Zahl von Patienten nachzuweisen», sagt David Seiffge. «Wenn diese Studien zum Erfolg führen, wäre das für die Sekundär-Prophylaxe bei Stroke-Patienten – also die Vermeidung eines neuerlichen Schlaganfalls – ein grosser Fortschritt.»

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