Blogserie zur Jahresmedienkonferenz 2024, Teil 2: Wie steht es um den Pharmastandort Schweiz? - Interpharma

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6. Februar 2024

Blogserie zur Jahresmedienkonferenz 2024, Teil 2: Wie steht es um den Pharmastandort Schweiz?

Die Pharmabranche ist mehr denn je das Zugpferd der Schweizer Wirtschaft. Der Wohlstand unseres Landes hängt massgeblich von der Pharmaindustrie ab. Obwohl das Schweizer Pharmacluster auch zur Weltspitze gehört, ist die internationale Konkurrenz gross. Die Stärken des Schweizer Standortes müssen systematisch weiterentwickelt werden. Dabei sind eine hohe Forschungs- und Innovationsintensität, sowie stabile und geregelte Beziehungen zu unserer grössten Handelspartnerin, der EU, zentral. Nun gilt es nicht sich zurückzulehnen, sondern nach vorne zu schauen.

Jörg-Michael Rupp, Direktor Pharma International F. Hoffmann-La Roche AG und Präsident von Interpharma

Mit Exporten im Wert von 109 Mrd. Franken im Jahr 2022 erwirtschaftete die Pharmaindustrie rund 40% der gesamten Schweizer Exporte. Entlang der Wertschöpfungsketten der Schweizer Pharmaindustrie entstand 2022 direkt und indirekt eine Wertschöpfung von rund 74.5 Milliarden Franken. Das sind 9.8% der gesamten Schweizer Wirtschaftsleistung. 

Die diesjährige Studie von BAK Economics zeigt deutlich auf, dass die Pharmabranche mehr denn je der Motor der Schweizer Wirtschaft ist: Mit über 922’000 CHF je Arbeitsplatz liegt die Produktivität fünfmal so hoch wie im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.  Der Wohlstand in der Schweiz hängt damit auch ganz wesentlich von der Pharmaindustrie ab. Ohne die Wertschöpfung unserer Branche wäre das Schweizer BIP-Wachstum in den vergangenen zehn Jahren nur rund halb so gross gewesen.

Abb. 1: Nominale Arbeitsproduktivität, 2022 (Tsd. CHF/FTE)

Quelle: BAK Economics (2023), Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweiz.

Absolute Weltspitze: Schweizer Pharmacluster im internationalen Wettbewerb

Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu vergleichen, eignet sich das Mass der Arbeitsproduktivität. Der Vergleich wird als Index in Relation zum Schweizer Durchschnittswert (Index CH=100) dargestellt.

Im internationalen Vergleich steht mit einer Erwerbstätigenproduktivität von 141 die Region San Francisco Bay Area deutlich an der Spitze, gefolgt von der Region Basel mit 115.  Der Vergleich der nominalen Arbeitsproduktivität zeigt klar, dass die Schweizer Pharma-Cluster zur absoluten Weltspitze gehören. 

Abb. 2: Nominale Erwerbstätigenproduktivität im internationalen Vergleich, 2022
Kaufkraftbereinigt, indexiert: CH = 100

Quelle: BAK Economics (2023), Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweiz.

Aber die internationale Konkurrenz ist stark. Wir müssen unsere Stärken systematisch weiterentwickeln. Mit dem Entscheid des Bundesrates, die OECD-Steuerreform zeitnah – oder überhastet – umzusetzen, verliert die Schweiz sicherlich kurzfristig und auch längerfristig, falls andere Länder dies nicht umzusetzen einen grossen internationalen Standortvorteile: ein international wettbewerbsfähiges Steuersystem. Hier wird deshalb wichtig sein, dass die Schweiz zeitnah und konsequent an einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Industrie arbeitet. 
 

Diese und viele weitere spannende Daten finden sich in der neuen BAK Economics-Studie zur Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweiz, die von Interpharma in Auftrag gegeben wurde.


Die Ressourcen der Schweiz: Forschung und Innovation

Der Erfolg der Schweizer Pharmaindustrie hat auch viel damit zu tun, dass sich der Standort Schweiz stark auf Forschung und Innovation ausrichtet. Ein Indikator dafür ist die steigende Forschungsintensität: Während die Interpharma-Mitgliederfirmen in der Schweiz 2022 gesamthaft einen Umsatz von 5.2 Mrd. Franken verbucht haben, investierten sie im selben Jahr rund 9 Mrd. Franken in Forschung und Entwicklung – alleine am Standort Schweiz!
 

Ein solider Schutz des geistigen Eigentums ermöglicht also Reinvestitionen in neue Forschung und ist damit eine absolut zentrale Voraussetzung für den Erfolg des Schweizer Pharma- und Forschungsstandorts. Nur wenn dieser Schutz gewährleistet bleibt, bleibt auch unser Forschungsstandort wettbewerbsfähig. Was uns sehr Sorge macht, ist, dass der Schutz des geistigen Eigentums gerade auf internationaler Ebene schleichend erodiert: Dabei hat eigentlich gerade die Pandemie deutlich gezeigt, dass der Patentschutz nicht ein Problem, sondern Teil der Lösung ist. Impfstoffe und Medikamente wurden sehr schnell auf Basis vorhergehender jahrelanger Forschung entwickelt. Dennoch kommt der Schutz geistigen Eigentums gerade auf internationaler Ebene zunehmend unter Druck, insbesondere bei WHO und WTO. Aber auch in Freihandelsabkommen wird das TRIPS-Übereinkommen teils in Frage gestellt.
  

Aktuell setzen wir uns beim Freihandelsabkommen mit Indien dafür ein, dass Indien die Regeln der Welthandelsorganisation unterstützt. Eine abschliessende Beurteilung des Freihandelsabkommens ist erst nach dem Vorliegen des definitiven Vertragstextes möglich.
 Wir sind dankbar, dass der Bundesrat sich bisher mit Nachdruck für den soliden Schutz geistigen Eigentums eingesetzt hat. Das muss er jedoch weiterhin tun und der Druck auf die Schweiz könnte noch zunehmen.

Der Schutz des geistigen Eigentums ist aber auch für die gesamte Schweizer Wirtschaft wichtig: Denn 80 Prozent der Exporte aller Branchen aus der Schweiz sind von IP-Rechten geschützt.

Abb. 3: 80 Prozent der Schweizer Exporte stehen unter dem Schutz geistigen Eigentums

Quelle: seco.admin.ch (accessed 2023).


Die Schweiz ist auf Vernetzung angewiesen

Insbesondere für Pharmaunternehmen sind gute Beziehungen zu unserem wichtigsten Handelspartner, der EU, essenziell:

Fast die Hälfte unserer Exporte geht in die EU. Es ist daher nicht überraschend, dass gute Handelsbeziehungen mit der EU für den Produktionsstandorts Schweiz von entscheidender Bedeutung sind. Die Schweiz muss deshalb die Chance der Bilateralen III zur Stabilisierung der Beziehungen mit der EU anpacken.

Abb. 4: Fast 50% der Exporte der Pharmaindustrie gehen in die EU

Quelle: BAK Economics (2023)

Das MRA – mutual recognition agreement, die Harmonisierung der technischen Standards, ist für die Unternehmen zentral für einen hindernisfreien Zugang zum Europäischen Binnenmarkt. Zumal mit der anstehenden Überarbeitung der Pharmaregulierung in der EU eine Aufdatierung des MRA mit der EU in den nächsten 2-3 Jahren wohl unumgänglich werden wird.

Die Personenfreizügigkeit ist kritisch, damit dringend benötigte Fachkräfte und Talente ihren Weg zu uns finden. Unsere Branche ist enorm forschungsintensiv und braucht damit Hochqualifizierte, die der kleine Schweizer Markt nicht alleine stellen kann. Trotz unseres hervorragenden Bildungssystems ist der besondere Bedarf an gut qualifizierten Arbeitskräften in den Bereichen Chemie, Pharmazie, Medizin, Biologie und zunehmend auch Datenwissenschaft größer als das Angebot.  Die MINT-Fächer sowie die Fähigkeit, mit Daten umzugehen, sind für die Innovationsfähigkeit unseres Landes zentral. Der Zugang zu Spezialisten aus der EU und Drittstaaten muss gesichert bleiben – Kontingente dürfen hier keinesfalls gekürzt werden.
 

Das Forschungsabkommen schliesslich ist essentiell, um den Forschungsstandort Schweiz auf Spitzenniveau zu halten und um Talente rekrutieren zu können. Wir sind auf die Einbindung in Projekt Horizon und die internationalen Forschungsnetzwerke angewiesen.
Der Zugang zum Absatzmarkt EU ist angesichts der enormen wirtschaftlichen Bedeutung sowohl für die Pharmabranche als auch für die Schweizer Volkswirtschaft unverzichtbar.
Die forschenden pharmazeutischen Unternehmen arbeiten unermüdlich an Innovationen und medizinischen Durchbrüchen, um Patientinnen und Patienten wirkungsvoll zu helfen. Das macht die Pharmaunternehmen – hier – in der Schweiz zum Innovationsmotor für unsere Wirtschaft und zu einem zentralen Akteur im Gesundheitswesen. Deshalb dürfen wir uns nicht zurücklehnen, wir müssen nach vorne schauen.


Georg Därendinger

Mitglied der Geschäftsleitung / Leiter Kommunikation

+41 79 590 98 77

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Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.

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