Chronische Krankheiten sind Krankheiten, die lange andauern, nicht vollständig geheilt werden können und deshalb oft eine wiederholte Behandlung erforderlich machen. Dazu gehören u.a. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Demenz, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes.
Weltweit gehören die chronischen Krankheiten zu den führenden Todesursachen, was auch auf die demografische Entwicklung weltweit zurückzuführen ist. Chronische Krankheiten treten zu einem grossen Teil bei älteren Menschen auf, und das oft gleichzeitig (Komorbidität). Gerade weil die chronischen Krankheiten im Alter zunehmen und die Bevölkerung insgesamt älter wird, steigt ihre Bedeutung auch aus ökonomischer Perspektive, da sie neben dem Leid für die Betroffenen und ihre Angehörigen auch immer mehr Ressourcen beanspruchen. Ein grosser Anteil der Gesundheitsausgaben fällt auf die direkten Behandlungskosten chronischer Krankheiten und auf die Versorgung von Menschen mit chronischen Krankheiten zurück.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
In der Schweiz waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Angaben des Bundesamtes für Statistik im Jahr 2018 die häufigste Todesursache und der dritthäufigste Hospitalisierungsgrund.
Verantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind verschiedene Risikofaktoren. Dabei gibt es Faktoren, die man nicht beeinflussen kann, wie etwa erbliche Veranlagungen. Andere hingegen sind abhängig vom Verhalten der Personen. Dazu gehören ungenügende Bewegung, ungesunde Ernährung, übermässiger Alkoholkonsum und Rauchen. Um die genauen Zusammenhänge von Risikofaktoren, Umwelt und Krankheitsprozessen zu verstehen und optimierte Behandlungen zu entwickeln, braucht es auch heute noch weitere Forschung.
Diabetes
Beim Diabetes unterscheidet man verschiedene Formen eines zu hohen Blutzuckerspiegels, der auch als Hyperglykämie bezeichnet wird. Die zwei wichtigsten Formen sind der Typ-1 und Typ-2 Diabetes. Beim Typ-1-Diabetes zerstört das körpereigene Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Patienten sind häufig noch sehr jung, wenn sie mit der Diagnose konfrontiert werden.
90 Prozent aller Diabetesformen bilden den Typ-2-Diabetes. Früher als Altersdiabetes bezeichnet, erkranken heute zunehmend auch jüngere Menschen daran, zumal die Risikofaktoren Übergewicht und Bewegungsmangel bereits in jungen Jahren auftreten können. Diese und andere Risikofaktoren können zu einer verminderten Insulinempfindlichkeit (Insulinresistenz) und einer sich daraus ergebenden Hyperglykämie führen. Für Typ-2-Diabetes gilt wie bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dass die Risikofaktoren oft aktiv beeinflusst werden können. Diabetespräventionsprogramme belegen, dass eine Lebensstiländerung einen langanhaltenden positiven Effekt haben kann. Mittlerweile weiss man aber auch, dass bei Typ-2-Diabetikern das Risiko für die Krankheit auch genetisch bedingt erhöht sein kann.
Adipositas
Ist eine chronische Erkrankung, bei der sich übermässig viel Körperfett ansammelt. Sie entsteht durch ein Zusammenspiel genetischer, hormoneller und lebensstilbedingter Faktoren. Hormone wie Leptin, Ghrelin und GLP-1 spielen eine zentrale Rolle in der Steuerung von Hunger, Sättigung und Energieverbrauch. In der Schweiz sind ungefähr 42 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder adipös. Adipositas erhöht das Risiko für schwere Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz- Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten.
Während früher Diäten und Bewegung die einzigen Therapieoptionen darstellten, revolutionierte die Entdeckung der GLP-1-Rezeptoragonisten die Behandlung von Adipositas. Dabei handelt es sich um Medikamente, die gezielt in die hormonelle Steuerung des Appetits eingreifen. Sie ahmen die Wirkung des natürlichen Darmhormons GLP-1 nach, dass nach dem Essen ausgeschüttet wird und dem Körper signalisiert, dass er satt ist. Dadurch wird das Hungergefühl reduziert und die Nahrungsaufnahme verringert. Ursprünglich zur Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes entwickelt, zeigte sich bald: Diese Wirkstoffe beeinflussen nicht nur den Zuckerstoffwechsel, sondern auch das Essverhalten. Durch die Verstärkung des natürlichen Sättigungsgefühls und die Verlangsamung der Magenentleerung konnten Patientinnen und Patienten ihr Gewicht deutlich und nachhaltig reduzieren – ein Durchbruch, der erstmals Hoffnung auf eine medikamentöse Behandlung von Adipositas bot.
Doch die Forschung ruht nicht. Neue Kombinationstherapien, etwa GLP-1/GIP-Dual-Agonisten, zeigen in Studien noch bessere Ergebnisse: Patientinnen und Patienten verlieren bis zu 22 Prozent ihres Körpergewichts. Künftig könnte die sogenannte Präzisionsmedizin – basierend auf genetischen, metabolischen und individuellen Profilen – die Behandlungen noch gezielter und wirksamer machen. Innovationen wie oral verabreichte GLP-1-Therapien oder implantierbare Systeme zur kontinuierlichen Wirkstofffreisetzung sind bereits in Entwicklung.
Für Millionen Betroffene bedeutet dies nicht nur bessere Gesundheit, sondern auch gesteigerte Lebensqualität und verbesserte gesellschaftliche Teilhabe. Gleichzeitig entlasten erfolgreiche Therapien langfristig auch die Gesundheitssysteme, indem sie Folgeerkrankungen und damit verbundene Kosten reduzieren.
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