Blogserie Interpharma Gesundheitsmonitor 2025 – Teil 3: Kostenwahrnehmung und Faktenlage teilweise im Ungleichgewicht
Die Krankenkassenprämien bleiben die grösste Sorge der Bevölkerung, obwohl Reallöhne und BIP stärker gestiegen sind. Der Gesundheitsmonitor 2025 zeigt: Die empfundene Belastung und die Faktenlage zur Kostenfrage stimmen nicht immer überein. Mehr dazu im dritten Teil der Blogserie.
Die Kostenfrage lässt sich in der Bevölkerung sehr gut anhand der Meinung über die Krankenkassenprämien ermitteln. Betrachtet man die Ergebnisse der aktuellen Umfrage, zeigt sich, dass diese erneut als grösste finanzielle Last für das Haushaltsbudget empfunden werden.
Mit Blick bis 1997 zurück ist erkennbar, dass dieses Empfinden grossen Schwankungen ausgesetzt ist. Die Krankenkassenprämien wogen einerseits schon immer schwer, andererseits ist es dennoch überraschend, wie viel mehr Gewicht sie beispielsweise 2011 hatten. Von da an begann die wahrgenommene Belastung für das Haushaltsbudget stetig zu sinken. Ab der COVID-19-Pandemie jedoch stagnierte diese Abnahme und der Trend zeigt wieder nach oben. Auffällig: Die wechselhafte Entwicklung der letzten 25 Jahre passt nicht zum Verhältnis von Prämien, Reallöhnen und dem BIP: Die Reallöhne und das BIP der Schweiz sind in absoluten Werten stärker gestiegen als die Krankenkassenprämien. Demzufolge müsste die Sorge über die hohen Prämien theoretisch sinken. Eine potenzielle Ursache könnte der verstärkte öffentliche Diskurs über Gesundheitskosten sein, welcher möglicherweise dazu führt, dass die tatsächliche Prämienlast stärker empfunden wird.
Langfristig betrachtet bleibt die wahrgenommene Kostenbelastung in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz unterdurchschnittlich, wobei in der Deutschschweiz eine leichte Zunahme im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten ist. Der Problemdruck rund um Zahnarztrechnungen (18%, +6 Prozentpunkte), Krankenkassenprämien (17%, +7 Prozentpunkte) und Steuern (15%, +5 Prozentpunkte) nimmt am stärksten zu. In der Romandie ist die Wahrnehmung finanzieller Probleme in sämtlichen Ausgabenbereichen deutlich ausgeprägter als in den übrigen Sprachregionen.
Dennoch zeigt sich in fast allen Bereichen, mit Ausnahme der Krankenkassenprämien, ein rückläufiger Trend. Bezüglich der Krankenkassenprämien geben rund zwei Drittel der Befragten an, gelegentlich oder dauerhaft Schwierigkeiten bei der Begleichung der Rechnungen zu haben (69%). Damit erreicht dieser Wert erneut ein Niveau, das zuletzt um das Jahr 2011 beobachtet wurde. Trotz zwischenzeitlicher Entspannung blieb die Bezahlung der Krankenkassenprämien ein zentrales Thema im öffentlichen Diskurs. Die Sorge um die hohen Prämien fördert das Narrativ, Medikamente seien einer der Haupttreiber der Gesundheitskosten. Ein Bild, das von vielen Akteuren verstärkt wird.
Die Medikamentenpreise sind jedoch nicht das Problem. Zwar steigen die Gesundheitskosten weiter an, ebenso wie die Anzahl neuer Therapien und die durchschnittliche Lebenserwartung in der Schweiz. Die Medikamentenpreise hingegen sanken kontinuierlich. Doch ein genauerer Blick zeigt: Der Anteil der Medikamente an den Gesundheitskosten und den OKP-Gesamtkosten blieb über die vergangenen Jahre stabil oder stieg unterdurchschnittlich an. Konkret bedeutet das, dass nicht die Preise einzelner Medikamente der eigentliche Kostentreiber sind, sondern vielmehr die steigende verschriebene Menge jener Medikamente. Dies hat unter anderem mit der demografischen Entwicklung in der Schweiz sowie dem Erfolg in der Bekämpfung komplexer Krankheiten zu tun. Gerade in der Bekämpfung diverser Krebsarten macht die Forschung seit vielen Jahren riesige Fortschritte. Auch wenn das Narrativ der Medikamentenpreise von vielen Akteuren getrieben wird, ist erkennbar, dass die Bevölkerung andere Verursacher höher bewerten.
Die Stimmberechtigten sehen die Ursachen für den Anstieg der Krankenkassenprämien breit gestreut, mit deutlicher Fokussierung auf Personen, die medizinische Leistungen in Anspruch nehmen, obwohl sie nicht krank sind (31%). Es folgen die Verwaltungskosten im ganzen Gesundheitswesen (26%). Weitere häufig genannte Ursachen sind die steigende Anzahl älterer Menschen (21%), die Krankenkassen selbst (17%), unnötige Abklärungen (15%) sowie die Pharmaindustrie (14%). Auch strukturelle Schwächen wie fehlende Effizienz (13%) und die steigende Erwartungshaltung gegenüber der Gesundheitsversorgung (11%) nimmt die Bevölkerung als relevante Kostentreiber wahr.
Fazit
Der Gesundheitsmonitor 2025 zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung weiterhin hinter den Grundwerten Solidarität, Qualität und Zugang für alle steht, gleichzeitig aber das Kostenbewusstsein deutlich zunimmt. Interpharma fordert daher, dass der Zugang zu innovativen Medikamenten beschleunigt und die gesetzlichen Fristen für deren Vergütung konsequent eingehalten werden. Ausserdem ist es wichtig, dass sich die öffentliche Diskussion über Gesundheitskosten stärker an den Fakten orientiert, da die Medikamentenpreise nicht die Hauptkostentreiber sind. Zudem braucht es stabile und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen, um den Pharmastandort Schweiz zu sichern. Interpharma setzt sich dafür ein, dass Patientinnen und Patienten auch künftig rasch Zugang zu den besten Therapien erhalten.
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.
Interpharma informiert die Öffentlichkeit über die Belange, welche für die forschende Pharmaindustrie in der Schweiz von Bedeutung sind sowie über den Pharmamarkt Schweiz, das Gesundheitswesen und die biomedizinische Forschung.
Jahresbericht
Informationen zu unseren Kennzahlen und Aktivitäten im Geschäftsjahr 2024