Anteil der Medikamente an Gesundheitskosten ist tiefer als angenommen - Interpharma

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24. Mai 2023

Anteil der Medikamente an Gesundheitskosten ist tiefer als angenommen

Die Statistik zu «Kosten und Finanzierung im Gesundheitswesen» wurde 2022 vom BfS hinsichtlich der Quellen und Methoden verbessert. Damit kam es zu rückwirkenden Anpassungen der veröffentlichten Zahlen der letzten Jahre. Die Analyse zeigt: Der Anteil der Medikamente an den Kosten im Gesundheitswesen ist tiefer als bisher angenommen. Auch der Anteil an den OKP-Kosten fällt nun deutlich geringer aus.

In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Datenquellen zum Schweizer Gesundheitswesen und insbesondere zur Bestimmung der Gesundheitskosten, der Kosten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) sowie zu den Medikamentenkosten. Das Bundesamt für Statistik (BfS) ist das nationale Kompetenzzentrum der öffentlichen Statistik der Schweiz und liefert mit der Rubrik «Kosten und Finanzierung im Gesundheitswesen» seit mehreren Jahren ein genaues Bild der Kostenentwicklung im Schweizer Gesundheitswesen. Interpharma stützt sich seit mehreren Jahren auf Daten des BfS als unabhängige Quelle.

Methodisch gesehen ist die Statistik eine Synthese aus mehreren Datenquellen und stützt sich dabei auf die internationale Methodik der Gesundheitskonten SHA[1]. Die Rubrik «Kosten und Finanzierung im Gesundheitswesen» wurde 2022 hinsichtlich der Quellen und Methoden verbessert. Dies hat per 25. April 2023 zu rückwirkenden Anpassungen der veröffentlichten Zahlen der letzten Jahre geführt. Dies bedeutet, dass auch die Datenreihen der Medikamente über den maximalen Datenzeitraum von 2010-2021 zurück korrigiert wurden.

Bei der Revision der Statistik wurden zahlreiche Verbesserungen vorgenommen, sowohl in Bezug auf die verwendeten Quellen als auch auf die Methodik. Daher ist ein Vergleich zwischen den früher veröffentlichten Daten und den aktuellen Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Dennoch zeigen wir nachfolgend die wichtigsten Auswirkungen betreffend die Medikamentenkosten in der Schweiz.

Anteil der Medikamente an den gesamten Gesundheitskosten bleibt konstant

Die Verbesserung der Quellen und Methoden seitens BfS hat dazu geführt, dass der Anteil der Medikamente neu rund 1 Prozentpunkt tiefer ausfällt als vor der Datenrevision. Mit anderen Worten stellen die Medikamente einen tieferen Kostenblock im Gesundheitswesen dar als angenommen. Es bleibt nach der Datenrevision ebenfalls dabei, dass der Anteil der Medikamente an den Gesundheitskosten seit über 10 Jahren konstant knapp unter 11% verläuft. Während die Gesundheitskosten zwischen 2010-2021 jährlich durchschnittlich um +3.1% gewachsen sind, ist das Wachstum der Medikamente im selben Zeitraum mit +2.8% nur unterdurchschnittlich.

Quelle: Darstellung Interpharma mit Datengrundlage Bundesamt für Statistik (2023), Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens. Anmerkung: Datenzeitraum der alten Daten 2010-2020.

Anteil der Medikamente an den OKP-Kosten deutlich tiefer als angenommen

Die Korrektur beim Anteil der Medikamente an den OKP-Kosten fällt aufgrund neuer Quellen und Methoden deutlich grösser aus als bei den Gesundheitskosten. Die Revision der Quellen und Methoden erlaubt nun ein noch genaueres Bild der OKP-Kosten und zeigt, dass die Medikamente nun einen geringeren Kostenblock in der OKP darstellen als angenommen. Neu ist der Anteil der Medikamente an den OKP-Kosten sogar rund vier bis fünf Prozentpunkte tiefer als vor der Datenrevision.

Beim Anteil der Medikamente in der OKP ist neu ein moderates Wachstum zu verzeichnen. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Ein Einfluss liegt im Grundsatz der Verlagerung «ambulant vor stationär». Die stationären Kosten für medizinische Behandlungen werden heute zu 55 Prozent durch die Kantone und zu 45 Prozent durch die OKP gemeinsam getragen. Die ambulanten Kosten hingegen gehen vollständig zulasten der OKP. Durch die Verlagerung von stationär zu ambulant wird die OKP aufgrund der unterschiedlichen Finanzierung letztendlich mehr belastet. Zudem ist bei den Patientinnen und Patienten ein gestiegener Bedarf zu beobachten, wie Analysen von IQVIA zeigen. Hinter jedem verschriebenen Medikament steht letztlich ein Patientenschicksal. Das heisst aber nicht zwingend, dass die gestiegenen Behandlungskosten durch Medikamente das Gesundheitssystem insgesamt belasten. Die gesellschaftlichen Kosten einer Krankheit sind vielseitig und müssen differenziert betrachtet werden. Eine Studie der Columbia University (Lichtenberg 2022) zeigt, dass sich neue und innovative Medikamente auf die direkten (Behandlungskosten), indirekten (verlorene Ressourcen) und intangiblen (reduzierte Lebensqualität) Krankheitskosten auswirken können. Die gesamten gesellschaftlichen Kosten einer Krankheit bestehen aus der Summe dieser Kosten. Die Studie zeigt, dass Arzneimittelinnovationen in der Schweiz die Sterblichkeit reduzieren, Krankenhausaufenthalte senken und zu grossen Einsparungen im Gesundheitswesen führen. Darüber hinaus leistet die Pharmaindustrie einen wertvollen Beitrag zur Kostendämpfung im Schweizer Gesundheitswesen. Die Pharmaindustrie ist die einzige Akteurin im Schweizer Gesundheitswesen, die mit institutionalisierten Preissenkungen jährlich wiederkehrende Einsparungen von über 1 Milliarde Franken leistet.

Quelle: Darstellung Interpharma mit Datengrundlage Bundesamt für Statistik (2023), Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens. Anmerkung: Datenzeitraum der alten Daten 2010-2020.

[1] (Organisation for Economic Co-operation and Development [OECD], Eurostat, World Health Organization [WHO], 2011, A System of Health Accounts, OECD Publishing)

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