Serie Impstoff (1/5): Wie forscht man an Impfstoffen: 2 konventionelle und 1 neuer Weg zur Lösung
Die Forschung von Impfstoffen braucht Geduld und hohe Investitionen. Bis vor wenigen Jahren hätte man von der Virusanalyse bis zur Zulassung des Impfstoffs 15 bis 20 Jahre angesetzt. Neue Technologien machen eine enorme Beschleunigung möglich, sind aber nicht für jeden Impfstofftypen geeignet
Wissenschaftler unterscheiden
heute zwei Formen von Impfstoffen: Lebendimpfstoff und Totimpfstoff. Bei einer
gewöhnlichen Impfung verabreicht der Arzt dem Patienten eine abgeschwächte
Virendosis (attenuierter Lebendimpfstoff) bzw. Überreste eines toten Virus’. In
beiden Fällen wird hierbei eine Immunreaktion des Körpers ausgelöst, die jedoch
nicht zum Ausbruch der Krankheit selbst führt gegen die die Impfung helfen soll.
Der Körper bildet darauf so genannte Antikörper. Diese sind in der Lage den
Virus im Körper aufzuspüren und zu neutralisieren, sollte es nach der Impfung
zu einer Ansteckung kommen.
Eine weitere Möglichkeit der Immunisierung besteht darin, wenn Wissenschaftler so genannte Vektoren einsetzen. Beispielsweise kann hierbei ein entschärfter Pockenvirus mit den Oberflächenproteinen des Virus ausgestattet werden. Auch in diesem Fall kommt es im Körper nicht zum Ausbruch einer Infektion.Dieses System wird angewendet, um das körpereigene Immunsystem darauf «hinzuweisen» wie die Virus-Proteine beschaffen sind. Die Hoffnungbei dieser Vorgehensweise liegt darauf, dass auch der Körper mit der Bildung von Antikörpern auf den Eindringling reagiert.
Hoffnung RNA-Impfstoff
Weil die Herstellung eines neuen Impfstoffes in den beschriebenen Fällen langwierig ist, setzen Forschende ihre Hoffnung auf RNA-Impfstoffe. Hierbei verabreicht der Arzt weder den Tot- noch den attenuierten Lebendimpfstoff, sondern lediglich den «Bauplan des viralen Erbgutes» des Virus, die so genannte messenger RNA (mRNA). Die Idee dahinter ist, dass sobald die mRNA verabreicht wurde, der Körper selbst in der Lage wäre einen körpereigenen Immunstoff zu generieren, ohne jedoch an der Krankheit selbst zu erkranken.
Auch wenn diese Vorgehensweise heute als die Zukunft der Impfstoffforschung gesehen wird, zeigen praktische Beispiele, dass eine solche Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Bisher konnten noch keine mRNA-Impfungen die Marktzulassung erreichen. Trotzdem konzentrieren sich bisherige Anstrengungen auf diese Form der Impfstoffgewinnung, da auf diese Weise auch in der Zukunft schneller auf neuartige Erreger reagiert und so die konventionelle Impfstoffgewinnung umgangen werden kann.
Interpharma Mitglieder engagieren sich aktiv an der Suche eines Covid-19 Impfstoffes
AstraZeneca gab bekannt,
dass es mit der europäischen Inclusive Vaccines Alliance (IVA) eine
Vereinbarung über die Lieferung von bis zu 400 Millionen Dosen des
experimentellen COVID-19-Impfstoffs der Universität Oxford getroffen hat. Die
Auslieferung beginnt Ende dieses Jahres an.
Johnson & Johnson
gab bekannt, dass es über sein Unternehmen Janssen Pharmaceutical Companies
(Janssen) den Beginn der ersten klinischen Phase 1/2a-Studie am Menschen für
seinen rekombinanten SARS-CoV-2-Impfstoff Ad26.COV2-S beschleunigt hat.
Ursprünglich für September geplant, soll die Studie nun in der zweiten
Julihälfte beginnen. Die randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte
Phase-1/2a-Studie wird die Sicherheit, die Reaktionsfähigkeit (Reaktion auf die
Impfung) und die Immunogenität (Immunantwort) des rekombinanten
SARS-CoV-2-Impfstoffs Ad26.COV2-S, an 1’045 gesunden Erwachsenen im Alter von
18 bis 55 Jahren sowie an Erwachsenen im Alter von 65 Jahren und älter
untersuchen. Die Studie wird in den USA und in Belgien durchgeführt.
Merck & Co. kündigte
Ende Mai eine Reihe von Initiativen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie an,
darunter die Entwicklung von zwei Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 und die
Zulassung eines oralen antiviralen Kandidaten. Merck hat sich bereit
vertraglich bereit erklärt, Themis Bioscience für eine nicht genannte Summe zu
erwerben und dessen experimentellen COVID-19-Impfstoffkandidaten zu gewinnen.
Darüber hinaus gab Merck eine Vereinbarung mit Ridgeback Biotherapeutics zur
Entwicklung von EIDD-2801 bekannt, einem oral verfügbaren antiviralen
Kandidaten, der sich derzeit in der frühen klinischen Entwicklung für die
Behandlung von Patienten mit COVID-19 befindet. Im Rahmen des Vertrags wird
Merck eine nicht genannte Vorauszahlung an Ridgeback leisten, um die exklusiven
globalen Rechte zur Entwicklung und Vermarktung von EIDD-2801 und verwandten
Molekülen zu erhalten.
Pfizer
arbeitet derzeit mit dem Unternehmen BioNTech an der Entwicklung eines viel
versprechenden Covid-19-mRNA-Impfstoffes. Dieser soll Ende 2020 in die
klinische Testphase gehen. Wenn die Erprobung mit Erfolg abschliesst und danach
eine schnelle Marktzulassung gewährleistet werden kann, könnte ein Impfstoff
bereits 2021 in grossem Stile der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden.
Die Interpharma-Mitglieder Sanofi und GSK bündeln ihre Kräfte in einer beispiellosen Impfstoff-Kooperation zur Bekämpfung von Covid-19. Beide Unternehmen werden ihre innovativen Technologien kombinieren, um einen adjuvantierten Impfstoff gegen Covid-19 zu entwickeln. Der Impfstoffkandidat wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2020 klinisch erprobt und in der zweiten Jahreshälfte 2021 verfügbar sein.
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