Serie Impstoff (1/5): Wie forscht man an Impfstoffen: 2 konventionelle und 1 neuer Weg zur Lösung - Interpharma

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1. Juli 2020

Serie Impstoff (1/5): Wie forscht man an Impfstoffen: 2 konventionelle und 1 neuer Weg zur Lösung

Die Forschung von Impfstoffen braucht Geduld und hohe Investitionen. Bis vor wenigen Jahren hätte man von der Virusanalyse bis zur Zulassung des Impfstoffs 15 bis 20 Jahre angesetzt. Neue Technologien machen eine enorme Beschleunigung möglich, sind aber nicht für jeden Impfstofftypen geeignet

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Welche Impfstofftypen gibt es?

Wissenschaftler unterscheiden heute zwei Formen von Impfstoffen: Lebendimpfstoff und Totimpfstoff. Bei einer gewöhnlichen Impfung verabreicht der Arzt dem Patienten eine abgeschwächte Virendosis (attenuierter Lebendimpfstoff) bzw. Überreste eines toten Virus’. In beiden Fällen wird hierbei eine Immunreaktion des Körpers ausgelöst, die jedoch nicht zum Ausbruch der Krankheit selbst führt gegen die die Impfung helfen soll. Der Körper bildet darauf so genannte Antikörper. Diese sind in der Lage den Virus im Körper aufzuspüren und zu neutralisieren, sollte es nach der Impfung zu einer Ansteckung kommen.

Eine weitere Möglichkeit der Immunisierung besteht darin, wenn Wissenschaftler so genannte Vektoren einsetzen. Beispielsweise kann hierbei ein entschärfter Pockenvirus mit den Oberflächenproteinen des Virus ausgestattet werden. Auch in diesem Fall kommt es im Körper nicht zum Ausbruch einer Infektion.Dieses System wird angewendet, um das körpereigene Immunsystem darauf «hinzuweisen» wie die Virus-Proteine beschaffen sind. Die Hoffnungbei dieser Vorgehensweise liegt darauf, dass auch der Körper mit der Bildung von Antikörpern auf den Eindringling reagiert.

Hoffnung RNA-Impfstoff

Weil die Herstellung eines neuen Impfstoffes in den beschriebenen Fällen langwierig ist, setzen Forschende ihre Hoffnung auf RNA-Impfstoffe. Hierbei verabreicht der Arzt weder den Tot- noch den attenuierten Lebendimpfstoff, sondern lediglich den «Bauplan des viralen Erbgutes» des Virus, die so genannte messenger RNA (mRNA). Die Idee dahinter ist, dass sobald die mRNA verabreicht wurde, der Körper selbst in der Lage wäre einen körpereigenen Immunstoff zu generieren, ohne jedoch an der Krankheit selbst zu erkranken.

Auch wenn diese Vorgehensweise heute als die Zukunft der Impfstoffforschung gesehen wird, zeigen praktische Beispiele, dass eine solche Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. Bisher konnten noch keine mRNA-Impfungen die Marktzulassung erreichen. Trotzdem konzentrieren sich bisherige Anstrengungen auf diese Form der Impfstoffgewinnung, da auf diese Weise auch in der Zukunft schneller auf neuartige Erreger reagiert und so die konventionelle Impfstoffgewinnung umgangen werden kann.

Interpharma Mitglieder engagieren sich aktiv an der Suche eines Covid-19 Impfstoffes

AstraZeneca gab bekannt, dass es mit der europäischen Inclusive Vaccines Alliance (IVA) eine Vereinbarung über die Lieferung von bis zu 400 Millionen Dosen des experimentellen COVID-19-Impfstoffs der Universität Oxford getroffen hat. Die Auslieferung beginnt Ende dieses Jahres an.

Johnson & Johnson gab bekannt, dass es über sein Unternehmen Janssen Pharmaceutical Companies (Janssen) den Beginn der ersten klinischen Phase 1/2a-Studie am Menschen für seinen rekombinanten SARS-CoV-2-Impfstoff Ad26.COV2-S beschleunigt hat. Ursprünglich für September geplant, soll die Studie nun in der zweiten Julihälfte beginnen. Die randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Phase-1/2a-Studie wird die Sicherheit, die Reaktionsfähigkeit (Reaktion auf die Impfung) und die Immunogenität (Immunantwort) des rekombinanten SARS-CoV-2-Impfstoffs Ad26.COV2-S, an 1’045 gesunden Erwachsenen im Alter von 18 bis 55 Jahren sowie an Erwachsenen im Alter von 65 Jahren und älter untersuchen. Die Studie wird in den USA und in Belgien durchgeführt.

Merck & Co. kündigte Ende Mai eine Reihe von Initiativen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie an, darunter die Entwicklung von zwei Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 und die Zulassung eines oralen antiviralen Kandidaten. Merck hat sich bereit vertraglich bereit erklärt, Themis Bioscience für eine nicht genannte Summe zu erwerben und dessen experimentellen COVID-19-Impfstoffkandidaten zu gewinnen. Darüber hinaus gab Merck eine Vereinbarung mit Ridgeback Biotherapeutics zur Entwicklung von EIDD-2801 bekannt, einem oral verfügbaren antiviralen Kandidaten, der sich derzeit in der frühen klinischen Entwicklung für die Behandlung von Patienten mit COVID-19 befindet. Im Rahmen des Vertrags wird Merck eine nicht genannte Vorauszahlung an Ridgeback leisten, um die exklusiven globalen Rechte zur Entwicklung und Vermarktung von EIDD-2801 und verwandten Molekülen zu erhalten.

Pfizer arbeitet derzeit mit dem Unternehmen BioNTech an der Entwicklung eines viel versprechenden Covid-19-mRNA-Impfstoffes. Dieser soll Ende 2020 in die klinische Testphase gehen. Wenn die Erprobung mit Erfolg abschliesst und danach eine schnelle Marktzulassung gewährleistet werden kann, könnte ein Impfstoff bereits 2021 in grossem Stile der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden.

Die Interpharma-Mitglieder Sanofi und GSK bündeln ihre Kräfte in einer beispiellosen Impfstoff-Kooperation zur Bekämpfung von Covid-19. Beide Unternehmen werden ihre innovativen Technologien kombinieren, um einen adjuvantierten Impfstoff gegen Covid-19 zu entwickeln. Der Impfstoffkandidat wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2020 klinisch erprobt und in der zweiten Jahreshälfte 2021 verfügbar sein.

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