5. März 2022
Medienmitteilung: Europabefragung 2022: Die Schweizer Bevölkerung zeigt sich offen für einen Kompromiss
Die Schweizer Stimmbevölkerung ist vom Nutzen der Bilateralen Verträge weiterhin überzeugt. Das zeigt die jährliche, im Auftrag von Interpharma durchgeführte, repräsentative gfs-Studie. Die Stimmberechtigten gestehen dem Bundesrat bei den sich nun anbahnenden Verhandlungen zu, Kompromisse einzugehen, solange das Referendumsrecht gewahrt wird. Entsprechend muss der Bundesrat jetzt zügig handeln, denn die Bevölkerung macht sich hinsichtlich des Marktzugangs für die Exportindustrie Sorgen.
René Buholzer, Geschäftsführer von Interpharma, erklärt:
«Die Befragung zeigt, dass die Menschen den Nutzen der bilateralen Verträge sehen und einen verschlechterten Zugang für die Schweiz zum europäischen Exportmarkt befürchten. Hier ist nun der Bundesrat gefordert – denn das Volk ist durchaus auch kompromissbereit.»
Bereits zum 9.
Mal beauftragte Interpharma, der Verband der forschenden pharmazeutischen
Firmen der Schweiz, das Forschungsinstitut gfs.bern mit der Durchführung einer repräsentativen
Befragung zu den Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU. Die diesjährigen Ergebnisse
zeigen eindrücklich, dass die
Schweizerinnen und Schweizer den Nutzen der bilateralen Verträge für die
Forschung, die Wirtschaft und für jede/n Einzelne/n anerkennen. Vor allem die
Vorteile für die Schweizer Wirtschaft und die Vereinfachungen beim Reisen durch
Europa sehen neun von zehn Befragten als relevant an. Der Zugang für die
Exportindustrie zum europäischen Markt, der Zugang zu den Bildungs- und
Forschungsprogrammen und die Möglichkeit in der EU wohnen, studieren und
arbeiten zu können wurden wie in den vergangenen Jahren erneut als Vorteil
herausgestrichen.
Stimmberechtigte befürchten
Schwächung des Wirtschafts- und Forschungsstandorts Schweiz
Trotz der weiterhin generellen
positiven Einschätzung zu den bilateralen Verträgen hat der Verhandlungsabbruch
zum institutionellen Abkommen in der Bevölkerung Besorgnis ausgelöst. Den
Stimmberechtigten ist bewusst, dass die Schweiz sich in einer schwierigen
Situation befindet und was auf dem Spiel steht: Die Sicherung des
Exportmarktzugangs sowie die Planungssicherheit für die Wirtschaft haben für
die Stimmbevölkerung die grösste Priorität in Bezug auf die Beziehungen
zwischen der Schweiz und der EU. 80% der Befragten sind sich einig, dass sich
der Zugang zum Europäischen Markt ohne eine Aktualisierung der Abkommen für den
Schweizer Export verschlechtert. Die reale Gefahr, dass die Errungenschaften
der bilateralen Verträge erodieren und die Schweiz langfristig keine geregelten
Beziehungen mehr zur EU hat, wurde klar erkannt.
Kompromissbereitschaft ist
da, um Beziehungen mit der EU zu stabilisieren
Die Schweizer Bevölkerung wünscht
sich eine pragmatische europapolitische Lösung und ist bereit, dafür bei
verschiedenen Punkten auch Kompromisse einzugehen. So stimmen 80% der Befragten
der Übernahme von EU-Recht im Rahmen bestehender Verträge zu, solange das
Referendumsrecht gewahrt bleibt. Zwei Drittel der Stimmberechtigten könnten
sich zudem damit anfreunden, dass der Europäische Gerichtshof EuGH bei
Streitigkeiten zu Verträgen Schweiz-EU entscheidet. Mit 80% klar abgelehnt wird
hingegen die Übernahme von EU-Recht ohne Referendumsmöglichkeit. Auch bei der Unionsbürgerrichtline
sehen 62% der Befragten keine oder wenig Kompromissbereitschaft. Klar ist, dass
sich die Schweiz aktiv für den Erhalt und die Verbesserung der
Rahmenbedingungen einsetzten muss. Dieser Meinung schliesst sich auch
Interpharma an: Der Bundesrat muss nach seinen Vorschlägen von letzter Woche
nun schnell vorwärts machen, damit es nicht zur weiteren Erosion der
bestehenden Abkommen kommt. René Buholzer, Geschäftsführer von Interpharma
erklärt weiter:
«Für die forschende Pharmaindustrie ist prioritär, dass die Politik aktiv und konstruktiv und mit dem nötigen Bewusstsein für die Dringlichkeit an den Beziehungen mit der EU arbeitet. Dabei sind für uns folgende Punkte entscheidend: Erstens ist die Erosion der bestehenden Abkommen mit der EU unbedingt zu verhindern. Zweitens muss die Politik nun rasch Lösungswege vorantreiben, um endlich Stabilität und die künftige Weiterentwicklung der Beziehungen sicherzustellen. Und drittens brauchen wir eine Reformagenda: Die Schweiz muss ihre Standortattraktivität stärken.»