Heute denkt die Pharmaindustrie gesamtheitlich über das Wohl in der medizinischen Forschung: Das Tierwohl und eine fürsorgliche Unternehmenskultur hängen zusammen. Culture of Care ist daher eine ganzheitliche Sicht auf Wertschätzung, Resilienz und Wohlergehen von Tier und Mensch.
Seit Jahren bestreben die forschenden Pharmafirmen eine Verbesserung des Tierwohls in der Forschung. Dabei dürfen die Mitarbeitenden, das Management und die Unternehmensführung im gesamten Unternehmen nicht vernachlässigt werden. Culture of Care ist daher eine ganzheitliche Sicht auf Wertschätzung, Resilienz und Wohlergehen von Tier und Mensch. Sie muss tief in der Unternehmenskultur verankert werden und spiegelt sich idealerweise in allen Geschäftstätigkeiten wider. Die gelebte Culture of Care im Bereich Animal Welfare geht jede und jeden etwas an, der Einfluss auf das Tierwohl hat. Das geht vom Management, das die Rahmenbedingungen schafft, bis zu den Mitarbeitenden in Tierpflege und Forschung, die direkten Kontakt zu den Tieren haben. Sie betrifft darüber hinaus die Werkstätten, die die Anlagen warten, und weitere Teile der Organisation, die auf den ersten Blick gar nichts mit der In-vivo-Forschung zu tun haben.
Die Culture of Care lässt sich auf insgesamt fünf Pfeiler stützen. Den ersten Pfeiler bilden die Unternehmenswerte. Culture of Care benötigt eine Unternehmenspolitik, die die Herangehensweise an eine verantwortungsvolle Tierforschung umreisst. Sie soll Tierschutz und -pflege als Priorität ansehen und Offenheit in Bezug auf Tierversuchsaktivitäten sowohl intern als auch extern unterstützen. Dies bedingt als zweiten Pfeiler einen strategischen Ansatz. Zuallererst gibt die Geschäftsleitung die unternehmerische Anweisung zur Culture of Care und befähigt die Mitarbeitenden, die mit Tieren arbeiten. Dafür bestimmt das Management die entsprechenden Rollen im Unternehmen und verteilt Verantwortung. Der nächste Pfeiler ist die Einrichtung von klaren Strukturen, die eine Culture of Care unterstützen und erleichtern. Die Personalunterstützung formt den vierten Pfeiler. Jede Einrichtung verfügt über eine lokale Leitung, die den Wandel unterstützt und entwickelt. Sie verantwortet den Mitarbeitenden, Sorgfalt und Engagement zu demonstrieren. Dies führt zum Pfeiler der praktischen Arbeit. In der Tierpflege erarbeitet das Unternehmen Prozesse, die eine kontinuierliche Verbesserung der 3R-Prinzipien unterstützen. Beim Einsatz von Tieren erfolgen eine angemessene Versuchsplanung und eine Verfeinerung der Pflege- und Tierschutzpraktiken.
Das sogenannte «Tunnel Handling» dient als Praxisbeispiel, um Culture of Care zu erklären. Während sich Tierpflegende, Laboranten und Forschende früher wenig austauschten, fördern Unternehmen heute die Kommunikation unter allen Mitarbeitenden. Durch diesen Austausch erkannte die Forschungsgemeinschaft, wie wichtig die Art und Weise ist, wie Versuchstiere beispielsweise aus Gehegen gehoben werden. «Tunnel Handling» reduziert das Stresslevel der Versuchstiere merklich, was sowohl zu besseren Testresultaten als auch zu höherem Tierwohl führt. Der Kulturwandel hat zugleich allen Mitarbeitenden gezeigt, dass das Management ihre Einwände und Veränderungsvorschläge ernst nimmt.
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