BAK Bedeutungsstudie: Der Wertschöpfungsdeflator kurz erklärt
Die von Interpharma in Auftrag gegebene BAK Bedeutungsstudie 2021 zeigt klar auf, dass die Medikamentenpreise in den vergangenen 10 Jahren in der Schweiz im Durchschnitt gesunken sind. In der Studie wird von einem Wertschöpfungsdeflator gesprochen. Wir haben Michael Grass, Mitglied der Geschäftsleitung bei BAK Economics, gebeten den Mechanismus kurz zu erklären und haben ihm vier Fragen dazu gestellt:
In der
Studie schreiben Sie, dass der Wertschöpfungsdeflator in der Pharmaindustrie in
den vergangenen 10 Jahren stark rückläufig war. Was versteht man eigentlich
unter einem Deflator?
Ein Deflator ist ein statistisches Instrument, mit welchem
die Preisentwicklung auf der Produktionsseite einer Volkswirtschaft beschrieben
wird. Im Gegensatz zum Verbraucherpreisindex, der die Inflation einzelner Güter
aus Konsumentenperspektive misst, bezieht sich der Deflator aber nur auf einen Teil
des Produktpreises. Preisveränderungen, die auf Variationen der externen
Produktionskosten wie bspw. Energie, chemische Grundstoffe oder die Kosten
klinischer Studien zurückgehen, werden beim Deflator herausgerechnet. Der
Deflator ist also ein Preisindex für jenen Teil der Produktkosten, welche die
Unternehmen selbst beeinflussen können, bspw. durch Produktivitäts- und
Effizienzsteigerungen.
Wie wird
ein Wertschöpfungsdeflator ermittelt?
Die Berechnung des Wertschöpfungsdeflators erfolgt indirekt:
Für die Preisentwicklung der Produktion kann man Preise beobachten, sie werden
bei den Unternehmen vom Bundesamt für Statistik in Form des
Produzentenpreisindex erhoben. Kennt man zudem das Mengengerüst der extern
bezogenen Güter und Dienstleistungen sowie deren Produzentenpreise, kann man den
Einfluss der externen Kosten auf den Produktionspreis herausfiltern. Was dann
als Residuum verbleibt ist der Wertschöpfungsdeflator.
Wie ist
die Entwicklung des Deflators in der Pharmaindustrie einzuordnen?
Zwischen 2010 und 2020 sank der Deflator der Pharmaindustrie im Durchschnitt um rund 6 Prozent pro Jahr. Damit leistete die Pharmaindustrie einen erheblichen Beitrag zur Senkung der Produktionspreise von pharmazeutischen Erzeugnissen. Dies wird auch daran deutlich, dass die externen Produktionskosten der Pharmaindustrie in diesem Zeitraum lediglich um 1.6 Prozent sanken. Man hat also nicht nur Kostenvorteile weitergegeben. Die Pharmaindustrie hat selbst einen überproportional hohen Anteil an den gesunkenen Produzentenpreisen. Zudem ist der Rückgang des Deflators in der Pharmaindustrie deutlich stärker ausgeprägt als in der restlichen Industrie.
Nun wird
in der öffentlichen Diskussion selten über sinkende Medikamentenpreise
gesprochen. Im Vordergrund stehen in der Regel die hohen Kosten des
Gesundheitssystems. In welchem Verhältnis steht hierzu der starke Rückgang des
Pharma-Deflators?
Für diesen vermeintlichen Widerspruch gibt es verschiedene Gründe:
Erstens werden die Kosten des gesamten Gesundheitssystems zu
einem geringen Teil durch die Herstellungskosten von Medikamenten bestimmt.
Deren Anteil an den gesamten Gesundheitskosten liegt bei rund 12 Prozent.
Zweitens werden bei der Diskussion von Medikamentenpreisen nicht
selten einzelne Produkte oder Therapien herausgegriffen, bspw. Neuentwicklungen
im Bereich seltener Krankheiten, die bei Einführung aufgrund der hohen
Entwicklungskosten pro Therapie besonders teuer sind. Das waren aber
Cholesterinhemmer bei ihrer Einführung auch, und heute sind sie deutlich
günstiger. Der Punkt ist: Man sollte nicht von einzelnen Beobachtungen auf
einen generellen Trend schliessen. Fakt ist, dass der gesamte Warenkorb an
Medikamenten in den vergangenen 10 Jahren günstiger geworden ist. Statistiken
hierzu wie der BFS Konsumentenpreisindex oder Berichte des Bundesamts für
Gesundheit (BAG) zur Arzneimittelüberprüfung belegen dies.
Drittens gilt es zu beachten, dass beim Kauf eines
Medikaments in der Apotheke rund 30 Prozent des Preises gar nicht an die
Hersteller fliesst, sondern an Handel, an Ärzte, an Apotheken und in Form der
Mehrwertsteuer an den Bund.
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