BAK Bedeutungsstudie: Der Wertschöpfungsdeflator kurz erklärt - Interpharma

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6. Dezember 2021

BAK Bedeutungsstudie: Der Wertschöpfungsdeflator kurz erklärt

Die von Interpharma in Auftrag gegebene BAK Bedeutungsstudie 2021 zeigt klar auf, dass die Medikamentenpreise in den vergangenen 10 Jahren in der Schweiz im Durchschnitt gesunken sind. In der Studie wird von einem Wertschöpfungsdeflator gesprochen. Wir haben Michael Grass, Mitglied der Geschäftsleitung bei BAK Economics, gebeten den Mechanismus kurz zu erklären und haben ihm vier Fragen dazu gestellt:

In der Studie schreiben Sie, dass der Wertschöpfungsdeflator in der Pharmaindustrie in den vergangenen 10 Jahren stark rückläufig war. Was versteht man eigentlich unter einem Deflator?

Ein Deflator ist ein statistisches Instrument, mit welchem die Preisentwicklung auf der Produktionsseite einer Volkswirtschaft beschrieben wird. Im Gegensatz zum Verbraucherpreisindex, der die Inflation einzelner Güter aus Konsumentenperspektive misst, bezieht sich der Deflator aber nur auf einen Teil des Produktpreises. Preisveränderungen, die auf Variationen der externen Produktionskosten wie bspw. Energie, chemische Grundstoffe oder die Kosten klinischer Studien zurückgehen, werden beim Deflator herausgerechnet. Der Deflator ist also ein Preisindex für jenen Teil der Produktkosten, welche die Unternehmen selbst beeinflussen können, bspw. durch Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen.

Wie wird ein Wertschöpfungsdeflator ermittelt?

Die Berechnung des Wertschöpfungsdeflators erfolgt indirekt: Für die Preisentwicklung der Produktion kann man Preise beobachten, sie werden bei den Unternehmen vom Bundesamt für Statistik in Form des Produzentenpreisindex erhoben. Kennt man zudem das Mengengerüst der extern bezogenen Güter und Dienstleistungen sowie deren Produzentenpreise, kann man den Einfluss der externen Kosten auf den Produktionspreis herausfiltern. Was dann als Residuum verbleibt ist der Wertschöpfungsdeflator.

Wie ist die Entwicklung des Deflators in der Pharmaindustrie einzuordnen?

Zwischen 2010 und 2020 sank der Deflator der Pharmaindustrie im Durchschnitt um rund 6 Prozent pro Jahr. Damit leistete die Pharmaindustrie einen erheblichen Beitrag zur Senkung der Produktionspreise von pharmazeutischen Erzeugnissen. Dies wird auch daran deutlich, dass die externen Produktionskosten der Pharmaindustrie in diesem Zeitraum lediglich um 1.6 Prozent sanken. Man hat also nicht nur Kostenvorteile weitergegeben. Die Pharmaindustrie hat selbst einen überproportional hohen Anteil an den gesunkenen Produzentenpreisen. Zudem ist der Rückgang des Deflators in der Pharmaindustrie deutlich stärker ausgeprägt als in der restlichen Industrie.

Nun wird in der öffentlichen Diskussion selten über sinkende Medikamentenpreise gesprochen. Im Vordergrund stehen in der Regel die hohen Kosten des Gesundheitssystems. In welchem Verhältnis steht hierzu der starke Rückgang des Pharma-Deflators?

Für diesen vermeintlichen Widerspruch gibt es verschiedene Gründe:

Erstens werden die Kosten des gesamten Gesundheitssystems zu einem geringen Teil durch die Herstellungskosten von Medikamenten bestimmt. Deren Anteil an den gesamten Gesundheitskosten liegt bei rund 12 Prozent.

Zweitens werden bei der Diskussion von Medikamentenpreisen nicht selten einzelne Produkte oder Therapien herausgegriffen, bspw. Neuentwicklungen im Bereich seltener Krankheiten, die bei Einführung aufgrund der hohen Entwicklungskosten pro Therapie besonders teuer sind. Das waren aber Cholesterinhemmer bei ihrer Einführung auch, und heute sind sie deutlich günstiger. Der Punkt ist: Man sollte nicht von einzelnen Beobachtungen auf einen generellen Trend schliessen. Fakt ist, dass der gesamte Warenkorb an Medikamenten in den vergangenen 10 Jahren günstiger geworden ist. Statistiken hierzu wie der BFS Konsumentenpreisindex oder Berichte des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zur Arzneimittelüberprüfung belegen dies.

Drittens gilt es zu beachten, dass beim Kauf eines Medikaments in der Apotheke rund 30 Prozent des Preises gar nicht an die Hersteller fliesst, sondern an Handel, an Ärzte, an Apotheken und in Form der Mehrwertsteuer an den Bund.

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