Blogserie Animal Welfare Report 2021 – Teil 5: Tierversuchsverbot in den Niederlanden
In den Niederlanden wurde 2016 ein kompletter Ausstieg
aus Tierversuchen bis 2025 diskutiert. Der Plan wurde verworfen: Es geht nicht
ohne Tierversuche. Ein Verbot ist kontraproduktiv und würde auch die Gesundheit
und die Versorgungssicherheit in der Schweiz gefährden.
Die Niederlande plante den Ausstieg
Im Jahr 2016 publizierte das niederländische Nationalkomitee
zum Schutz von Versuchstieren in der Wissenschaft (NCad) eine Empfehlung zum
Übergang zur Forschung ohne Tierversuche. Gefordert wurden eine schrittweise
Reduzierung sowie ein geplanter Ausstieg insbesondere bei Tierversuchen im
Bereich der regulatorischen Sicherheitsprüfungen, also bei gesetzlich
vorgeschriebenen Sicherheitstests bis 2025. Die Empfehlung des NCad wurde in
der Folge immer wieder als «Masterplan» zum Stopp von Tierversuchen in den
Niederlanden angeführt – zu Unrecht, wie sich herausgestellt hat.
Ein Ausstieg ist nicht umsetzbar
Die deutsche Wissenschaftsinitiative «Tierversuche
verstehen» hat sich mit dem Bericht des NCad eingehend befasst und wertete
zusätzlich Dokumente aus niederländischen Ministerien aus. Wie aus der
Recherche hervorgeht, ist ein Ausstieg der Forschung aus Tierversuchen in den
Niederlanden weder geplant noch möglich. Auch haben die Niederlande die Frist
zum Ausstieg bis 2025 im regulatorischen Bereich komplett gestrichen. In der
wissenschaftlichen Grundlagenforschung, der angewandten Forschung und zu
Ausbildungszwecken ist der absolute Verzicht auf Tierversuche inzwischen auch
gemäss NCad nicht umsetzbar. Denn ohne Tierversuche können komplexe Funktionen
des lebenden Organismus und die Interaktionen der verschiedenen menschlichen
Organe nicht erforscht und so weder Gefahren noch Wirkung von Substanzen
getestet werden. Der Wissenschaft bliebe es so verwehrt, Antworten auf
biomedizinische Fragen zu finden, ohne Menschenleben zu gefährden.
Ein Verbot wäre unethisch und riskiert
Sicherheitsstandards
Im Falle eines Totalverzichts auf Tierversuche sind zwei Szenarien denkbar: Es käme entweder zu einer inakzeptablen Verringerung der Sicherheitsstandards, weil medizinische Forschung am Menschen ohne präklinische Forschung stattfinden würde. Dies wäre ethisch nicht vertretbar. Oder die medizinische Forschung würde zum Schutz der Probandinnen und Probanden klinische Studien unterlassen und damit der wissenschaftliche Fortschritt verhindert. Dieses Dilemma erkannten die Niederlande und brachen das Vorhaben ab. Das Ziel des kompletten Ausstiegs wurde abgeschwächt in eine Absicht, Alternativmethoden und tierversuchsfreie Innovationen zu fördern, was in die 3R-Strategie einfloss: Gemäss dieser sollen pharmazeutische Forschende möglichst viele Tierversuche ersetzen (Replace), die Zahl der Versuchstiere reduzieren (Reduce) sowie deren Belastung möglichst gering halten (Refine). Aufgrund mangelnder Alternativen steht hingegen ein Tierversuchsmoratorium nicht mehr zur Diskussion. In der Schweiz gelten bereits heute strengste Standards im Umgang mit Tieren in der Forschung. Im internationalen Vergleich belegt die Schweiz einen Spitzenplatz. Damit das so bleibt, sind weitere Anstrengungen notwendig.
Internationaler Vergleich des Tierschutzes in der wissenschaftlichen Forschung (Liste vollständig für Label A, Auswahl für Label B bis G, A = Beste, G = Schlechteste; Quelle: World Animal Protection, 2020)
Breite Unterstützung
aus der Pharmabranche
Die Pharmabranche setzt sich hingegen seit Jahren für ein
besseres Tierwohl ein und fördert konsequent die Umsetzung der 3R-Prinzipien. Die
heute erreichten Fortschritte für die Versuchstiere sind das Resultat
gemeinsamer Anstrengungen von allen, die sich mit Tierversuchen befassen. Dazu
gehören nicht nur Forschende und Tierschutzbeauftragte, sondern auch Experten
für Versuchstierkunde, Tierpfleger, Tierärzte, Forschungsförderer und Behörden.
Nur durch die Einbindung jedes Einzelnen kann das Tierwohl nachhaltig
hergestellt und garantiert werden.
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