23. November 2021
AMR-Serie, Teil 5: «Wir möchten neue Klassen von Substanzen und neue Wirkmechanismen entdecken»
Blogbeitrag von Roche zur World Antimicrobial Awareness Week 2021
Antibiotika bieten seit fast 100 Jahren Schutz vor
lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen. Allerdings ist ihr Nutzen
zunehmend eingeschränkt, denn die antimikrobielle Resistenz (AMR) nimmt immer
mehr zu und fordert jedes Jahr weltweit mindestens 700’000 Todesopfer. AMR ist
ein gesellschaftliches und globales Problem und der Bedarf an neuen Antibiotika
ist heute grösser denn je.
Als eines der Pharmaunternehmen, das in der
Antibiotika-Forschung und -Entwicklung tätig ist, nimmt Roche diese
Herausforderung an und ist bestrebt, neuartige Antibiotika zu entwickeln und
bereitzustellen. Bei Roche arbeiten zwei grosse Teams an neuen Antibiotika gegen die drei
gefährlichsten multiresistenten Keime. «Wir möchten neue Klassen von Substanzen
und neue Wirkmechanismen entdecken», sagt Wolfgang Jessner, Leiter des Basler
Teams zu Durchführung von klinischen Studien für Infektionskrankheiten. Die
Entwicklung neuer Antibiotika ist sowohl eine wissenschaftliche als auch eine
wirtschaftliche Herausforderung. Aus wissenschaftlicher Sicht müssen Forscher
ein tiefgehendes Verständnis dafür haben, wie Moleküle die eingebauten
Abwehrmechanismen arzneimittelresistenter Bakterien überwinden können. Dabei
muss deren Fähigkeit zum Austausch und zur Anhäufung übertragbarer DNA mit
Antibiotikaresistenzgenen unterbunden werden. Bei Roche arbeiten
Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Fachgebieten zusammen, um ihr
präklinisches und klinisches Fachwissen zu nutzen und Moleküle möglichst
schnell vom Labor zum Patienten zu bringen.
Mit kleinen, gezielten, klinischen Studien zum Ziel
Wolfgang Jessner ist bereit für die kommenden Herausforderungen: «Wir
planen die gesamte Entwicklung bis zur Registrierung frühzeitig. Wir streben
kleinere, gezieltere klinische Studien an, um schnell voranzukommen und
gleichzeitig den Nachweis zu erbringen, dass das Medikament in der
Zielpopulation der Patienten funktioniert. Gesundheitsbehörden wie die
Europäische Arzneimittelagentur und die US-amerikanische Food and Drug
Administration unterstützen diesen Ansatz und sind wichtige Partner in der
Gestaltung solcher Entwicklungspfade, die wissenschaftlich solide und straff
sind.»
Aus wirtschaftlicher Sicht liegen die Herausforderungen bei der
Entwicklung von Antibiotika im Marktumfeld. In Anbetracht des massiven Bedarfs
an neuartigen Antibiotika auf der ganzen Welt, werden diese lebensrettenden
Medikamente im Vergleich zu anderen Therapiebereichen gering vergütet.
Schnelle Diagnostik ermöglicht richtige Therapie
Die Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen ist jedoch nicht nur eine
Frage des richtigen Antibiotikums. Ebenso wichtig ist eine schnelle Diagnostik
von bakteriellen
Krankheitserregern und Antibiotikaresistenzgenen.
Die rasche Identifizierung von Resistenzen ermöglicht es Ärzt:innen,
schneller Entscheidungen zu treffen und das richtige Medikament für die
einzelne Patientin, den einzelnen Patienten einzusetzen. Der frühzeitige
Einsatz des richtigen Antibiotikums senkt die Sterblichkeit bei systemischen
bakteriellen Infektionen deutlich.
In diesem Zusammenhang hat Roche vor kurzem ein komplettes
Mykobakterien-Testmenü auf den Markt gebracht. Dieses bietet aus einer einzigen
Patientenprobe die Flexibilität für den Nachweis einer Kombination von
Tuberkulose, arzneimittelresistenter Tuberkulose und Infektionen mit anderen
Verwandten der Tuberkulose in der Familie der Mykobakterien –
und liefert damit wichtige Informationen für Entscheidungen in der
Patientenversorgung.
Koordinierte Massnahmen als Erfolgsfaktor
Die Ausbreitung multiresistenter bakterieller Krankheitserreger kann
letztlich nur durch koordinierte Massnahmen und die Zusammenarbeit von
Industrie, Wissenschaft, Gesundheitseinrichtungen, Regierungen,
Regulierungsbehörden und Kostenträgern erfolgreich bekämpft werden. Darum ist
Roche bereits im Jahr 2016 eine mehrjährige strategische Allianz mit BARDA
eingegangen, der Biomedical Advanced Research and Development Authority des
US-Gesundheitsministeriums (Department of Health and Human Services). Ausserdem
hat sich Roche vor kurzem mit Partnern und mehr als 20 Branchenkollegen dem AMR Action Fund angeschlossen – ein bahnbrechendes
Gemeinschaftsprojekt, das von der International Federation of Pharmaceutical
Manufacturers & Associations (IFPMA) organisiert wird – und mehr als 1
Milliarde US-Dollar in die Entwicklung neuer Antibiotika investieren wird.