22. April 2021
Serie klinische Forschung Teil 3: Die drei Phasen der klinischen Studien
Die Medikamentenentwicklung wird in 3 Phasen der klinischen Studien unterteilt. Nach eingehenden vorklinischen Tests der Wirkstoffkandidaten auf mögliche schädliche Wirkungen (Toxikologie, Schädigung bei Embryonen, Veränderung des Erbguts etc.) mit Zellkulturen, im Reagenzglas und mit Tierversuchen wird die Erprobung mit Menschen in Betracht gezogen. Von Projektbeginn bis zum Abschluss der präklinischen Tests dauert es normalerweise mehr als fünf Jahre.
In
der ersten Phase der klinischen Studie wird der Medikamentenkandidat an wenigen
gesunden Probanden erprobt. Die erste Phase der klinischen Tests dient dazu,
die Verträglichkeit eines Wirkstoffkandidaten beim Menschen zu prüfen. In
mehreren aufeinander folgenden Studien wird dabei geprüft, ob sich die
Vorhersagen aus den Tierversuchen über Aufnahme, Verteilung, Umwandlung und
Ausscheidung beim Menschen ebenfalls bestätigen. Dazu wird untersucht, wie sich
geringe Mengen des Wirkstoffkandidaten im Körper von Menschen verhalten und ab
welcher Konzentration sie beginnen, Nebenwirkungen zu verursachen.
Üblicherweise werden neue Präparate zunächst bei 20 bis 100 Gesunden eingesetzt
und die Phase-I-Studien dauern mehrere Monate. Aus den Daten der ersten Phase
entwickeln Galeniker die Darreichungsform, mit der aus dem Wirkstoff das
eigentliche Medikament wird (beispielsweise Tabletten, Kapseln, Zäpfchen etc.).
Zeigt
ein neues Präparat keine wesentlichen Nebenwirkungen an gesunden Personen, wird
es erstmals auch bei Patientinnen und Patienten eingesetzt. In den sogenannten
Phase-II-Studien erhalten dabei typischerweise 100 bis 500 an der
entsprechenden Krankheit leidenden Personen das neue Medikament oder die
bisherige Standardbehandlung. Auch kann das Medikament so erprobt werden, in
dem einer Gruppe das neue Medikament verabreicht wird, und einer anderen Gruppe
eine Behandlung ohne Wirkstoff (Placebo). So können Wissenschaftler
untersuchen, ob und wenn ja wieviel besser das neue Medikament gegenüber der
bestehenden oder der Placebo-Therapie ist. Dabei steht die Frage im
Vordergrund, ob ein Medikament gut wirkt, wie verträglich es für Patientinnen
und Patienten ist und welche Dosen am schonendsten und am wirksamsten sind.
Untersucht wird ebenfalls, wie sich der Wirkstoff im Körper chemisch verändert.
Falls sich nicht akzeptable Nebenwirkungen zeigen, wird die Behandlung
entsprechend sofort abgebrochen. Oftmals sind Nebenwirkungen auch der Grund,
weshalb die Entwicklung eines Medikamentes gestoppt werden muss. Typischerweise
dauern die Studien der zweiten Phase zwischen sechs Monaten und einem Jahr.
Hat
sich das Medikament in der zweiten Phase bewährt, tritt die Entwicklung in die
entscheidendste und ressourcenintensivste Phase III. Diese besteht aus gross
angelegten, internationalen Studien, in der Ärztinnen und Ärzte in Kliniken
vieler Länder das Präparat an mehreren tausend Patientinnen und Patienten
erproben. Die Personen erhalten wieder entweder das neue Medikament oder eine
herkömmliche Behandlung. Dabei werden Wirksamkeit, Verträglichkeit und mögliche
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten breit untersucht. Von den 10
Präparaten, welche in der Phase I geprüft wurden, ist jetzt nur noch ein
Medikament in Untersuchung. Phase III-Studien dauern zwischen 2 und 5 Jahren.