30. März 2020
«Reden wir über Europa»
Im vergangenen Jahr erfolgte mit dem
Monitor «Standort Schweiz 2019 – Europafragen» bereits die sechste Ausgabe der
Interpharma Meinungsumfrage, welche das Stimmungsbild des Schweizer Stimmvolks zu
den dringlichsten Fragen zu Europa analysiert. Diese Ergebnisse werden nun in
einer Gruppendiskussions-Studie von Sensor Advice mit dem Thema «Die Schweiz
und Europa» erneut auf die Tagesagenda gebracht und liefern weitere spannende Einsichten
zu den Themen Europa, institutionelles Rahmenabkommen und Kündigungsinitiative
Wohlstand durch Forschung und Vernetzung
Fragt man die Teilnehmenden der Gruppengespräche
nach ihrer Sichtweise auf die EU-Schweiz-Beziehungen, so benennt eine
überwältigende Mehrheit die «partnerschaftliche» Vernetzung in Wirtschaft und
Forschung. Durch Zuwanderung und Personenfreizügigkeit werde die Möglichkeit geschaffen,
schnell und unbürokratisch Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, so der
Tenor der Studie. «Abschottung schade der Schweiz und im Alleingang könne sie
schlicht nicht bestehen». Aus diesem Grund sehen die Zustimmenden die
Kooperation mit den Nachbarländern als «essentiell» für den Wohlstand in der
Schweiz gegenwärtig und auch in der Zukunft.
Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität durch Bilateralen und
Rahmenabkommen
Angesichts der anstehenden
Abstimmungen über die Zukunft der Bilateralen Verträge verwundert es nicht,
dass sich die Schweizer wieder verstärkt mit diesem Thema auseinandersetzen. Dabei
zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die Schweizer eine differenzierte
Sichtweise zu den Bilateralen besitzen. Bei der mehrheitlich positiven
Wahrnehmung nennen die Befragten die wichtige wirtschaftliche Zusammenarbeit
mit der EU, wobei das Rahmenabkommen auch als Sicherung für die Bilateralen
gesehen wird. Der Abschluss eines
Rahmenabkommens wird als «positiv und dringlich» gesehen. Ambivalente
Meinungsäusserungen sehen neben der positiven Wirtschaftsvernetzung jedoch auch
Herausforderungen, beispielsweise für das Lohnniveau und den Arbeitsmarkt in
der Schweiz. Dabei zeigt sich auch, dass das Schweiz-EU-Tandem von einigen
Befragten als eine ungleiche Beziehung wahrgenommen wird. Konkret: «Je
ungleicher das Verhältnis zwischen der EU und je dominanter die EU wahrgenommen
wird, desto skeptischer sind die Befragten gegenüber dem Rahmenabkommen, je
partnerschaftlicher die Beziehung […], desto eher wird dem Rahmenabkommen
zugestimmt ».
Klares «Nein» zur Kündigungsinitiative
Unter den Befragten zeigt sich
eine deutliche Ablehnung der SVP-lancierten Kündigungsinitiative. Meinungsanleitend
hierbei werden die Argumente Arbeitsmarkt (unbürokratischer Zugang zu
Fachkräften) und Forschung (Zugang und Austausch) häufig genannt. Auch in der
Befragung zur Kündigungsinitiative wird der Erhalt des derzeitigen
Vertragswerks klar befürwortet und ein «Aufs-Spiel-setzen» durch kurzsichtige
Entscheidungen abgelehnt. Schliesslich spielt die Angst, dass die Schweiz vor
dem Hintergrund des Brexits einer unheilvollen wirtschaftlichen Zukunft entgegensieht,
bei der Ablehnung der Initiative ebenfalls eine Rolle. Die Kündigungsinitiative
sei deshalb der «falsche Weg», weshalb die Sicherung der Bilateralen den
«unbestritten zentralen Wert» für die Befragten bildet.
Kleiner Ausblick
Die Studie zeigt, dass die
Bevölkerung eine klare Vorteilshaltung gegenüber den Bilateralen einnimmt. Als
Verband der forschenden Pharmaunternehmen teilt Interpharma diese Ansicht.
Wirtschaftlicher Fortschritt und Innovation leben von der Mobilität von
Expertise auch aus dem nicht-schweizerischen Ausland. Die unbürokratische
Rekrutierung von Fachkräften und die wissenschaftliche Vernetzung bedürfen die
Absicherung im Zuge der Bilateralen und des Rahmenabkommens in der Zukunft.