Medienmitteilung: Forschende Pharmaindustrie sieht wachsende Herausforderungen für den Standort Schweiz
An der heutigen Medienkonferenz blickte
Interpharma auf das vergangene Jahr zurück und zeigte die zentralen Anliegen
und Standortfragestellungen auf, welche die Pharmaindustrie im Jahr 2022
beschäftigen. Sorgen bereiten der Pharmabranche insbesondere der verzögerte
Patientenzugang, der Stillstand im EU-Dossier sowie die Initiative für ein
Verbot von Tier- und Menschenversuchen.
Die forschenden pharmazeutischen Unternehmen haben in
den Pandemiejahren auf eindrückliche Art unter Beweis gestellt, was sie zum
Wohle der Menschen leisten. Ermöglicht wurde dies insbesondere durch günstige
Rahmenbedingungen für die Forschung. Die forschenden Pharmaunternehmen der
Schweiz wollen diese Schlüsselrollen weiterhin übernehmen. Doch dafür müssen
die Rahmenbedingungen stimmen. An ihrer heutigen Pressekonferenz präsentierte
Interpharma die wichtigsten Forderungen der forschenden Pharmaindustrie für
2022.
Zugang zu Arzneimitteln ab dem Tag der Zulassung durch
Swissmedic für alle Patientinnen und Patienten
Der schnelle und gleichberechtige Zugang zu
innovativen Medikamenten ist seit 2016 immer weniger gegeben. Patientinnen und
Patienten warten oft viel zu lange, bis sie den Zugang erhalten. 2015 dauert es
von der Marktzulassung bis zur Aufnahme in die Spezialitätenliste – und damit
zur Vergütung durch die Krankenkassen – im Mittel 62 Tage. Mittlerweile beträgt
die durchschnittliche Zeitspanne 267 Tage. Gerade einmal sechs Prozent der
Anträge werden innerhalb von 60 Tagen bearbeitet, wie es die Verordnung (KLV
Art. 31b) vorsieht. In mehr als einem Drittel der Fälle dauert es über ein
Jahr. Interpharma fordert entsprechend den gleichberechtigen Zugang zu
Arzneimitteln ab dem Tag der Zulassung durch Swissmedic für alle Patientinnen
und Patienten.
Dr. med. Katharina Gasser, Chair des Interpharma
Executive Committee und Geschäftsführerin von Biogen Schweiz, hält fest: «Für uns steht das Patientenwohl im
Mittelpunkt unseres Tuns. Und hier gibt es in der Schweiz akuten
Handlungsbedarf: Deshalb fordern wir, dass alle Patientinnen und Patienten gleichberechtigt
ab dem Tag der Marktzulassung durch Swissmedic den Zugang zu medizinischen
Durchbrüchen erhalten.»
Beziehungen
CH-EU: Für den Pharmastandort steht viel auf dem Spiel
42 Prozent der gesamten Schweizer Warenexporte
entfallen alleine auf die Pharmabranche. Dieser Wert hat sich in den letzten 20
Jahren mehr als verdoppelt. Fast die Hälfte aller Schweizer Pharma-Exporte geht
in die Europäische Union. Entsprechend hängt die Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts
Schweiz stark von guten Beziehungen und der Schweizer Teilnahme am
EU-Binnenmarkt ab. Die gegenwärtige Unsicherheit bezüglich des Verhältnisses
mit der EU schafft beträchtliche Planungsunsicherheit für die Unternehmen und
schadet bereits heute der Standortattraktivität. Alleine bis 2033 steht für den
Pharmasektor eine Wertschöpfung von über 25 Milliarden Franken auf dem Spiel.
Interpharma stellt daher drei klare Forderungen:
Die Erosion
der bestehenden Abkommen mit der EU ist unbedingt zu verhindern. Die
Personenfreizügigkeit, das Abkommen zum Abbau technischer Handelshemmnisse
(MRA) und die Forschungskooperation müssen weitergeführt und aktualisiert werden
können.
Die Politik muss
rasch Lösungswege erarbeiten, um wieder Stabilität und Kontinuität in die
schweizerisch-europäischen Beziehungen zu bringen.
Die Schweiz braucht
eine Reformagenda, um ihre Standortattraktivität zu stärken – beispielsweise
bei der Digitalisierung und der Schaffung von attraktiven Rahmenbedingungen für
die klinische Forschung. Zudem ist der Zugang zu weiteren internationalen
Märkten und Forschungsplätzen zu sichern, etwa durch ein Mutual Recognition
Agreement (MRA) mit den Vereinigten Staaten.
Dr. René Buholzer, CEO von Interpharma, hält fest: «Für Interpharma ist prioritär, dass
Regierung und Politik nun endlich aktiv und
konstruktiv und mit dem nötigen Bewusstsein für die Dringlichkeit an den
Beziehungen mit der EU arbeiten. Im Moment wird uns leider eher der
Eindruck vermittelt, dass die Politik auf das Prinzip Hoffnung setzt.»
Tier- und Menschenversuchsverbotsinitiative: Nein zum Forschungsverbot
Mit mehr als 8’000 in der Entwicklung befindlichen Arzneimitteln treibt die Pharmaindustrie die Forschung in Prävention und Patientenversorgung voran, um Menschen z.B. mit Krankheiten wie Krebs, Alzheimer, Diabetes, Infektionskrankheiten oder seltenen Krankheiten zu helfen. Doch die Schweiz riskiert im Moment von diesen Innovationen abgeschnitten zu werden. Die Forschungsverbots-Initiative will sowohl Tierversuche als auch klinische Studien verbieten. Durch das in der Initiative vorgesehene Importverbot wäre die Schweiz zudem über Nacht auch von sämtlichen neuen Medikamenten und innovativen Therapien aus dem Ausland abgeschnitten.
Jörg Rupp, Präsident von Interpharma und Direktor Pharma International bei Roche, sagt dazu: «Diese extreme Initiative bedeutet in der Konsequenz ein Forschungsverbot in der Schweiz. Der Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz würde zerstört und die Patientinnen und Patienten würden den Zugang zu neuen Medikamenten verlieren.»
Michèle Sierro
Responsable communication Suisse romande
+41 79 305 84 30
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