17. November 2021
AMR-Serie, Teil 1: Ist die arzneimittelresistente Tuberkulose die nächste globale Gesundheitsbedrohung?
Blogbeitrag von Janssen Schweiz zur World Antimicrobial Awareness Week 2021
Obwohl Tuberkulose (TB) vermeidbar und heilbar ist, gehört sie zu den tödlichsten Infektionskrankheiten der Welt und hat 2020 1,5 Millionen Menschen getötet – mehr als HIV/AIDS und Malaria zusammen. Die zunehmende arzneimittelresistente Tuberkulose (AMR TB) verschärft diese Herausforderung und ist inzwischen für fast einen Drittel aller Todesfälle verantwortlich. Janssen, die pharmazeutische Unternehmenssparte von Johnson & Johnson, setzt sich für die Bekämpfung der Tuberkulose und der Antibiotika-Resistenzen ein, indem der Zugang zur Behandlung und die Diagnose verbessert sowie die Forschung beschleunigt wird.
Im Gespräch mit Dr. med. Mindaugas Plieskis, Medical Affairs Director Janssen Schweiz:
Die arzneimittelresistente
Tuberkulose stellt eine der Hauptursachen für die durch AMR verursachte
Sterblichkeit dar und ist weltweit schätzungsweise für einen Drittel aller
AMR-bedingten Todesfälle verantwortlich. Wie wirkt Janssen dieser Bedrohung
entgegen?
Janssen setzt sich seit langem für
die Entwicklung und den verantwortungsvollen Einsatz innovativer Behandlungen
ein, um die wachsende Bedrohung durch AMR an mehreren Fronten zu bekämpfen. 2012
haben wir das erste neuartige Tuberkulosemedikament seit fast einem halben
Jahrhundert auf den Markt gebracht, das eine neue Möglichkeit zur Behandlung der
multiresistenten TB (MDR-TB) bietet.1 Seitdem
arbeiten wir mit Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass unser
MDR-TB-Medikament für bedürftige Patientinnen und Patienten verfügbar und
erschwinglich ist. Wir unterstützen dabei spezifisch Länder mit hoher TB-Belastung
mit dem Ziel, die Diagnosekapazitäten zu verbessern, das Gesundheitspersonal zu
schulen und einen angemessenen Einsatz unseres Medikamentes zu gewährleisten. Alle
diese Massnahmen zielen darauf ab, die Entstehung von Resistenzen zu verhindern.
Johnson & Johnson hat zudem
zusammen mit weiteren, führenden Pharmaunternehmen den «AMR Action Fund» gegründet. Zusammen mit mehr als 20
Pharmaunternehmen wurde fast 1 Milliarde US-Dollar in diesen Fund investiert.
Ziel dieses Funds ist es, den Patientinnen und Patienten bis zum Ende des nächsten
Jahrzehnts zwei bis vier neue Antibiotika zur Verfügung zu stellen. Dies ist
das grösste kollektive Projekt, das jemals zur Bekämpfung der
Antibiotikaresistenz ins Leben gerufen wurde. Wir sind der Überzeugung, dass
unsere Branche gemeinsam weitaus mehr bewirken kann als ein einzelnes
Unternehmen, und wir sind stolz darauf, gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen
dieser Bedrohung entgegenzutreten.
Weshalb sind Antibiotika Resistenzen (AMR)
eine derart grosse Bedrohung?
Die WHO hat die Antibiotikaresistenzen zu einer der grössten globalen Gesundheitsbedrohungen
für die Menschheit erklärt.2 AMR haben das Potenzial, Krankheiten, die heute relativ gut zu behandeln
sind, praktisch unheilbar zu machen. Dieses Problem bedroht Industrie- und
Entwicklungsländer gleichermassen und könnte die globale Gesundheitsherausforderung,
mit der die Welt derzeit durch COVID-19 konfrontiert ist, deutlich in den
Schatten stellen.
Antibiotikaresistenzen könnten
bis 2050 weltweit die häufigste Todesursache werden. Schätzungen gehen davon
aus, dass jährlich 10 Mio. Menschen daran sterben könnten – mehr Todesfälle als heute durch Krebs und Diabetes zusammen!
Inwiefern verschärft die
globale COVID-19 Pandemie die Situation?
Weltweit sind 1,7 Milliarden Menschen mit dem
TB-Bakterium infiziert, und jedes Jahr treten etwa 10 Millionen neue Fälle von
aktiver TB auf3.
Der zusätzliche Druck durch die COVID-19-Pandemie auf
die Gesundheitssysteme verschlimmert die Situation dramatisch: so wurden im
Jahr 2020 1,3 Millionen Menschen weniger mit TB diagnostiziert gegenüber 20191.
Da COVID-19 die oftmals bereits
fragilen Systeme für die TB-Behandlung und -Pflege auf der ganzen Welt
unterbricht, könnten gemäss Modellstudien bis 2025 weitere 6,3 Millionen TB-Fälle
und 1,4 Millionen TB-Tote dazu kommen.4 Der kontinuierliche Anstieg
der Arzneimittelresistenz verschärft diese Herausforderung. Fast die Hälfte der
weltweiten MDR-TB-Fälle tritt in drei Ländern auf: Indien, China und Russland3.
Gemäss den UN Sustainable Development Goals sollen die Tuberkulose-Todesfälle bis 2030 um 90 % reduziert werden. Dazu sind weitere Innovationen erforderlich, sowohl bei der Behandlung als auch bei der Bereitstellung von Pflege. Ein zentraler Aspekt dabei wird sein, eine hochwertige Tuberkuloseversorgung näher an die Wohnorte der Patientinnen und Patienten zu bringen, insbesondere weil die COVID-19 Pandemie die Kontinuität der Versorgung weltweit unterbricht.
- https://www.jnj.com/tb
- https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antibiotic-resistance
- WHO Global Tuberculosis Report 2020. Available here: https://www.who.int/tb/publications/global_report/en/. Last accessed 14 October 2020.
- Stop TB Partnership Report: The Potential Impact of the COVID-19 Response on Tuberculosis in High-Burden Countries: A Modelling Analysis. Available here: http://www.stoptb.org/assets/documents/news/Modeling%20Report_1%20May%202020_FINAL.pdf. Last accessed 29 September 2020.
- WHO Fact Sheet: Tuberculosis. Available here: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/tuberculosis. Last accessed 22 September 2020.