30. April 2021
Daten im digitalen Gesundheitssystem – Was braucht die Schweiz? Interpharma gemeinsam mit der Handelskammer beider Basel an der Future Health Basel
Das Potenzial von Daten für die Gesundheitsversorgung ist gewaltig, die Schweiz muss deshalb ihr Gesundheitswesen konsequent digitalisieren. Gemeinsam mit Wirtschaftsführer Jürg Erismann, Professor Elgar Fleisch und Nationalrat Christoph Eymann haben Interpharma und die Handelskammer beider Basel mit rund 100 Zuschauerinnen und Zuschauern an der virtuellen Future Health Basel diskutiert, was die Schweiz für ein offenes Gesundheitsdatenökosystem braucht.
Klar ist: Die Schweiz hat
Nachholbedarf in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Der digitale Wandel
muss rasch vorangetrieben, sodass Daten verantwortungsvoll erhoben und geteilt
werden können. Es braucht ein offenes Gesundheitsdatenökosystem. Zwar könnten
wir heute technisch grosse Mengen an digitalen Daten sammeln, jedoch
verschwenden wir zurzeit den Grossteil davon. Professor Elgar Fleisch, der an der
ETH Zürich und Universität St. Gallen lehrt und forscht, zeigte an der
diesjährigen Future Health eindrücklich auf, welches Potential Daten für die
Gesundheitsversorgung haben: Ein offenes Gesundheitsdatenökosystem würde
ermöglichen, Diagnostik und Behandlung an den persönlichen Bedürfnissen der Patientinnen
und Patienten auszurichten. Dadurch würden nicht nur Diagnostik und Therapien
innovativer – die öffentliche Gesundheit würde im ganzen nachhaltiger und
effizienter. Damit Daten spenden
zukünftig ein Anliegen von gesunden und kranken Menschen gleichermassen ist,
und «Daten spenden zum neuen Blut spenden wird», muss der Schutz der Daten
bequem und sicher und ihre Freigabe leicht kontrollierbar sein. Professor
Fleisch war einer der drei key-note Speaker am Deep-Dive «Daten im digitalen
Gesundheitssystem – Was braucht die Schweiz?», den die Interpharma und die
Handelskammer beider Basel gemeinsam veranstaltet haben.
Da ein offenes
Gesundheitsdatenökosystem ein derart grosses Potenzial für Patienten, Forscherinnen
und Gesellschaft hat, ist es ein entscheidender Standortfaktor. Schafft die
Schweiz die nötigen Rahmenbedingungen, stärkt sie die Wettbewerbsfähigkeit
ihrer Forschung und Industrie. Diese Position vertrat Jürg Erismann, General
Manager bei F. Hoffmann-La Roche und Präsident des Life Sciences Cluster Basel.
Für Basel und andere forschungsstarke Regionen in der Schweiz ist es wichtig, dass
die Politik die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorantreibt.
Arbeitsplätze und Investitionen hängen daran.
Nur: Während in Industrie und
Akademie Einigkeit besteht, drehen die Mühlen der Politik langsamer. Dies erörterte
Nationalrat Christoph Eymann, der die Motion
21.3021 vorstellte. In der Motion beauftragt die Kommission für Wissenschaft,
Bildung und Kultur des Nationalrats den Bundesrat, eine
multidisziplinäre Arbeitsgruppe einzusetzen, um einen Bericht über die
verantwortungsvolle Erhebung und Nutzung von Gesundheitsdaten und die
Anforderungen an ein offenes Gesundheitsdaten-Ökosystem zu erstellen. Wie
wichtig nun das Parlament ist, zeigt sich daran, dass der Bundesrat die Motion
zur Ablehnung empfiehlt.
In der Schweiz sind wir uns einen
grossen Wohlstand und einen starken Pharmastandort gewohnt. In Zukunft werden wir diese Standards nur
beibehalten können, wenn wir bei der technischen Revolution um Gesundheitsdaten
an führender Position dabei sind. Allerdings wird kein Akteur alleine in der
Lage sein, diese Revolution zu gestalten. Darum ist es umso wichtiger, dass die
Rahmenbedingungen stimmen: eine offene Daten-Infrastruktur, klare Regeln und
Standards, digitale Kompetenzen, regulatorische und finanzielle Anreize und
eine Kultur des Datenaltruismus. Unter dieser Prämisse entwickelt Interpharma
einen Policy Brief, den die 30 Teilnehmenden an der an den Deep Dive
anschliessenden Diskussion begrüssten und kommentierten.