Blogserie Bedeutungsstudie – Teil 5: Die Pharmaindustrie ist die wichtigste Exportbranche der Schweiz.
Die Pharmaindustrie ist bei weitem die wichtigste
Exportbranche in der Schweiz. Strukturelle Wachstumstreiber sorgen für eine
stetig steigende ausländische Nachfrage nach Schweizer Pharmaexporten. Für die
exportorientierte Wirtschaft der Schweiz sind daher geregelte Beziehungen zu
unseren Handelspartnern essenziell.
Schweizer Exportschlager
Trotz der Corona-Pandemie kletterte das Exportvolumen der Pharmaindustrie mit fast 99 Milliarden Schweizer Franken im Jahr 2020 auf einen neuen Rekordwert. Die Pharmaindustrie baute damit ihren Vorsprung als wichtigste Exportbranche weiter aus. Seit 1998 hat sich die Branche sehr dynamisch entwickelt, was mit einem rasanten Wachstum der nominalen Exporte pro Jahr um durchschnittlich 8% einher ging. Die restlichen Exportindustrien erreichten im gleichen Zeitraum lediglich einen Zuwachs von durchschnittlich 1.5% pro Jahr. Die markant gestiegene Bedeutung der Pharmabranche für die Exportwirtschaft spiegelt sich im Anstieg des Exportanteils von rund 17% im Jahr 1998 auf 44.5% im Jahr 2020 wider. Auch zwischen 2018 und 2020 entwickelten sich die nominalen Pharmaexporte dynamisch. Während die Corona-Krise in vielen Branchen zu einem kräftigen Einbruch der Ausfuhren führte, konnte die Pharmabranche auch 2020 ihre Exporte um 1.6% erhöhen. Aufgrund des strukturell bedingten hohen Potenzialwachstums entwickelt sich die Pharmaindustrie deutlich weniger zyklisch, auch weil die Nachfrage nach Medikamenten auch in Krisenzeiten robust bleibt. Dieser Zusammenhang spiegelt sich in der folgenden Abbildung am Anteil der Pharmaexporte an den gesamten Warenexporten wider. Der Anteil weist eine steigende Grundtendenz auf und zeigt zusätzlich in jeder konjunkturellen Kontraktion einen treppenartigen Verlauf. So stieg der Pharmaanteil mit den beiden Finanzkrisen zu Beginn und zum Ende des vorigen Jahrzehnts sowie mit dem Frankenschock 2015 deutlich an. Auch im Pandemiejahr 2020 kletterte er nochmals deutlich in die Höhe.
Anteile der nominalen Exporte einer Branche an den Gesamtexporten, 1998-2020 Quelle: EZV, BAK Economics
EU nach wie vor wichtigste Handelspartnerin
Die Europäische Union blieb auch 2020 mit einem Exportvolumen von 47.9 Milliarden Schweizer Franken der wichtigste Absatzmarkt für Pharmaprodukte aus der Schweiz (Exportanteil von 46%). Insgesamt stiegen die nominalen Pharmaexporte in die EU 2020 um 3.8%. Deutschland, Italien und Frankreich sind innerhalb der EU die wichtigsten Absatzmärkte. In den letzten 10 Jahren hat allerdings die Bedeutung Europas als Absatzmarkt für die Schweizer Pharmaindustrie abgenommen. Lag der europäische Anteil an den gesamten Pharmaexporten 2010 noch bei 59%, betrug dieser Anteil 2020 nur noch 49%. Andere Märkte wachsen schneller und gewinnen an Bedeutung. Beispielsweise sind die Schweizer Pharmaausfuhren nach China in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Wurden vor 10 Jahren noch Pharmaprodukte im Wert von 1.1 Milliarden Schweizer Franken aus der Schweiz nach China (inkl. Hongkong) exportiert, waren es 2020 bereits Ausfuhren im Wert von 5.9 Milliarden Schweizer Franken. Dies entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 18% pro Jahr. Dadurch stieg der Anteil Chinas an den Pharmaexporten von 2 auf 6% an. Im Zehnjahresvergleich (2010-2020) stieg auch insbesondere der Anteil der USA an den Schweizer Pharmaexporten deutlich an (von 13 auf 24%). Damit sind die USA auf Länderebene vor Deutschland der wichtigste Absatzmarkt. Zum starken Anstieg der Exporte in die USA haben mehrere Faktoren beigetragen: Ein wichtiger Grund ist, dass in den USA die Nachfrage nach Medikamenten und Therapien in der Vergangenheit stärker gewachsen ist als in Europa. Auch der Preisdruck für Medikamente und Therapien ist in den USA geringer als in Europa, da die Preise für Medikamente und Therapien vergleichsweise frei ausgehandelt werden können. Des Weiteren gab es zahlreiche Firmenakquisitionen zwischen Schweizer und US-Pharmafirmen in der Vergangenheit.
Entwicklung der Pharmaexporte nach Destinationen, 2000-2020 Quelle: EZV, BAK Economics
Geregelte Beziehungen sind essenziell
Ein exportorientiertes Land wie die Schweiz ist auf
funktionierende Handelsbeziehungen angewiesen. Geregelte und stabile
Handelsbeziehungen mit der EU sind deshalb für die pharmazeutische Industrie
von essenzieller Bedeutung. Die Schweiz muss aber auch mit weiteren Ländern auf
geregelte Beziehungen setzen. Dabei wird eine länderspezifische Vorgehensweise
nötig sein, die vom jeweiligen Entwicklungsstand der Länder abhängt. So wird
angestrebt, dass auch weniger kaufkräftige Länder Zugang zu innovativen
Arzneimitteln erhalten. Die Pharmabranche beschäftigt sich aktiv mit der Frage
der Handelsabkommen. Bei neuen Abkommen muss jederzeit garantiert sein, dass
Minimalstandards mit starkem Schutz des geistigen Eigentums eingehalten werden.
Daneben braucht es ebenfalls branchenspezifische Mutual Recognition Agreements
(MRA), um den bestmöglichen Zugang zu Exportmärkten zu erhalten.
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