In meiner Funktion als Leiterin des Novartis-Geschäfts in Europa stelle ich fest, dass viele Länder grosse Anstrengungen unternehmen, attraktive Rahmenbedingungen für die Pharmaindustrie zu schaffen. Leider gerät die Schweiz hier aktuell ins Hintertreffen. Ich hoffe, dass ich als Vizepräsidentin der Interpharma dazu beitragen kann, gemeinsam mit den anderen Stakeholdern Wege zu finden, wie wir den Pharmastandort Schweiz wieder attraktiver gestalten können.
Ich sehe zwei Bereiche, in denen wir dringend Fortschritte machen müssen:
Der eine Bereich sind die geregelten Beziehungen zur EU. Für den Pharmasektor sind der Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften und zum EU-Binnenmarkt von grosser Bedeutung. Die EU ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz; über die Hälfte unserer Exporte gehen dorthin. Einen von drei Schweizer Franken verdient die Schweiz im Handel mit der EU. Wir müssen daher unbedingt sicherstellen, dass die Schweiz auch künftig am EU-Binnenmarkt teilnimmt – und barrierefrei Arbeitskräfte einstellen, ohne Hürden exportieren und sich vollwertig an den EU-Forschungsrahmenprogrammen beteiligen kann.
Der zweite Bereich ist die Modernisierung des Preisfestsetzungssystems für innovative Medikamente. Bereits heute ist der Zugang zu Medikamenten in der Schweiz im internationalen Vergleich eingeschränkt – und wir stellen fest, dass diese Situation sich aktuell weiter verschlechtert. Um das zu ändern, ist es wichtig, dass bei der Preisfestsetzung der therapeutische Quervergleich auf Basis nachvollziehbarer wissenschaftlich-medizinischer Kriterien erfolgt und der Auslandspreisvergleich mit kaufkraftbereinigten Preisen durchgeführt wird. Zusätzlich sollte eine Nutzenbewertung mit klaren Kriterien eingeführt werden, wie dies in anderen Ländern schon lange praktiziert wird. So können wir erreichen, dass Innovation wieder honoriert wird, und die Patienten in einem modernen Land wie der Schweiz auch mit den bestmöglichen Therapien behandelt werden können.
Der Wert der Pharmabranche für Patientinnen und Patienten liegt auf der Hand: Viele Krankheiten, bei denen die Medizin noch vor zwanzig Jahren kaum etwas ausrichten konnte, können heute dank innovativer Arzneimittel gut behandelt werden. Mehr Lebensqualität, längeres Leben – moderne Medikamente haben eine immense Bedeutung.
Der Wert für die Forschung ist ebenfalls klar: Mit rund 9 Milliarden Franken pro Jahr investiert die Pharmabranche mehr Geld in Forschung und Entwicklung in der Schweiz als jede andere Industrie. Das ist übrigens ein Vielfaches mehr, als diese Unternehmen hierzulande einnehmen.
Das bringt mich zum letzten Punkt: Den immensen Wert der Pharmaindustrie für die Schweizer Wirtschaft. Neben den rund 50’000 Personen, die direkt für Pharmaunternehmen in der Schweiz arbeiten, werden zusätzlich rund 250’000 Stellen in anderen Branchen indirekt durch die Pharmaunternehmen geschaffen. Die Pharmabranche trägt rund 10% zum gesamten Bruttoinlandsprodukt bei und ist für rund 40% alle Exporte der Schweiz verantwortlich. All dies zeigt, wie wichtig es ist, dass die Schweiz als Pharmastandort attraktiv bleibt und der Markt Innovationen angemessen honoriert. Aktuell sehen wir, dass pharmazeutische Innovation nicht mehr ausreichend wertgeschätzt wird und der Standort klar an Attraktivität verliert. Diesen Prozess gilt es zu stoppen.
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.
Interpharma informiert die Öffentlichkeit über die Belange, welche für die forschende Pharmaindustrie in der Schweiz von Bedeutung sind sowie über den Pharmamarkt Schweiz, das Gesundheitswesen und die biomedizinische Forschung.
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