3 Fragen an Pierre Morneau – General Manager Takeda Schweiz, Takeda Pharma AG
Die Pharmaindustrie auf der ganzen Welt ist angesichts der globalen Pandemie mit grossen Erwartungen konfrontiert. Wie begegnet Takeda diesen? Welche Anstrengungen unternimmt Takeda, um diese globale Gesundheitskrise einzudämmen?
Unsere erste Priorität seit Beginn der
Krise ist der Schutz unserer Patienten, Mitarbeiter und aller Partner des
Gesundheitswesens, mit denen wir täglich zusammenarbeiten. Wir haben unsere
Büros zu Beginn der Krise sehr früh geschlossen, Heimarbeit eingeführt und
Interaktionen mit Mitgliedern der Gesundheitsbranche reduziert, um sie zu entlasten
und zu schützen.
Als Vertreter der Pharmaindustrie und
Gesundheitsdienstleister fühlen wir uns gegenüber der Schweizer Gesellschaft
verpflichtet, unseren Beitrag zu leisten. Wir möchten sicherstellen, dass die Patienten
in dieser noch nie dagewesenen Krise weiterhin uneingeschränkten Zugang zu
unseren Arzneimitteln und Services haben und dass alle relevanten Partner sich
voll darauf konzentrieren können, die Krise zu managen bzw. überwinden.
Eine grosse Herausforderung besteht darin,
die benötigten Ressourcen sicherzustellen, um Medikamente in der Schweiz herzustellen
und in die ganze Welt auszuliefern. Zum Beispiel produzieren wir in Neuenburg
Medikamente gegen seltene Blutgerinnungsstörungen für den globalen Markt.
Wir hatten auch einige Herausforderungen für
Arbeitnehmer, welche die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich nicht ungehindert
überqueren konnten. Die Zusammenarbeit mit Interpharma war entscheidend, um das
Problem beim SECO und den kantonalen Behörden anzusprechen und eine Lösung mit
den Grenzbehörden zu finden.
Um die medizinische Gemeinschaft zu
unterstützen, konnte Takeda lokal verschiedene finanzielle und materielle Unterstützungen
anbieten. Unsere Mitarbeiter konnten einen Teil ihrer Arbeitszeit dem
tatkräftigen Beitrag in ihren lokalen Gemeinschaften widmen.
Takeda nutzt ausserdem unser Wissen und unsere Expertise im Bereich von Therapien, die aus humanem Blutplasma hergestellt werden, und initiierte gemeinsam mit anderen Partnern die Forschungsallianz CovIg-19 Plasma Alliance, um gemeinsam eine innovative Immunglobulin-Behandlung gegen COVID-19 zu entwickeln.
Takeda ist Teil der CoVig-19 Plasma Alliance. Um was geht es da? Was ist das Ziel? Wie wirkt diese Therapie?
Die Allianz wurde im Rahmen der Bemühungen gegen die
COVID-19-Pandemie im April 2020 gegründet, um eine potenzielle, aus Plasma
gewonnene Therapie für Menschen zu entwickeln, bei denen ernsthafte
Komplikationen aufgrund von COVID-19 zu erwarten sind. Die CoVIg-19 Plasma
Allianz bringt weltmarktführende Plasmaunternehmen zusammen, um an der
Entwicklung einer polyklonalen Anti-SARS-CoV-2 Hyperimmunglobulin-Medizin zusammen
zu arbeiten. Ein Hyperimmunglobulin ist ein qualitativ hochwertiges
pharmazeutisches Produkt, das gereinigte und konzentrierte Antikörper enthält.
Die von Takeda und CSL Behring gebildete Allianz kann
auch auf die modernsten Kenntnisse weiterer Gründungsmitglieder zurückgreifen.
Die Bill & Melinda Gates Foundation bietet ausserdem beratende
Unterstützung und Microsoft stellt Technologie bereit, wie zum Beispiel die
Webplattform der Allianz. Experten der Allianz arbeiten gemeinsam an
Schlüsselaspekten wie der Plasmagewinnung, der Entwicklung klinischer Studien
und der Produktherstellung.
Die CoVIg-19 Plasma Allianz
bestätigte im Oktober, dass Patienten für die Phase 3 der klinischen Entwicklung
für die stationäre Behandlung mit dem Anti-Coronavirus-Immunglobulin
registriert werden. Die Studie wird vom National Institute of Allergy and
Infectious Diseases (NIAID), einem Teil der National Institutes of Health (NIH)
des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums, gesponsert. In dieser Studie
werden die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit einer zu untersuchenden
intravenösen Hyperimmunglobulin-Therapie (H-Ig) aus Blutplasma zur Behandlung
erwachsener Spitalpatienten beurteilt, bei denen ein ernsthaftes Risiko von
Komplikationen aufgrund von COVID-19 besteht. Bei Erfolg könnte H-Ig eine der
ersten Behandlungsoptionen für stationäre Patienten mit COVID-19 werden.
Die zu untersuchenden H-Ig-Studienware werden von CSL
Behring und Takeda im Namen der CoVIg-19 Plasma Allianz sowie durch zwei
weitere Firmen bereitgestellt.
COVID-19 lässt Unternehmen näherzusammenrücken und ermöglicht eine nie dagewesene Zusammenarbeit von führenden pharmazeutischen Unternehmen. Es geht in dieser Situation nicht darum, wer zuerst auf den Markt kommt, sondern darum, dass alle gemeinsam das Tempo erhöhen und die Erfahrungen und Anstrengungen bündeln, um gemeinsam möglichst schnell eine Antwort auf diese Krankheit zu finden.
Wo sehen Sie Takeda Schweiz in einem Jahr? Was wird Ihre Firma aus der Krise mitnehmen?
Schon vor der Krise befand sich Takeda in einer
rapiden Transformation. Die aktuelle Situation hat dies nochmals beschleunigt. Unser
hohes Mass an Agilität ist eine Schlüsselkomponente für unsere Fähigkeit, uns
schnell an diese neue Welt anzupassen.
Im März stellte sich das gesamte
Unternehmen in weniger als einer Woche auf neue Arbeitsweisen ein, implementierte
Systeme zur Unterstützung der Heimarbeit und interagiert nun im new normal vermehrt mit digitalen
Plattformen. Die Zusammenarbeit im Unternehmen hat sich komplett verändert.
Takeda wird weiterhin neue digitale Lösungen
vorantreiben und die Art und Weise überdenken, wie wir nach der Krise arbeiten
wollen. In einem Jahr wollen wir eines der innovativsten und agilsten digitalen
Pharmaunternehmen sein. Acht Monate nach Beginn der Krise bin ich überzeugt,
dass es keinen Weg zurück in die alte
Welt gibt!
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