3 Fragen an Alfred Angerer, Professor für Management im Gesundheitswesen an der ZHAW
Dürfen wir Sie bitten, sich kurz vorzustellen und uns ein wenig über Ihre Schwerpunktthemen zu erzählen?
Mein Name ist Alfred Angerer, ich bin als Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften tätig. Dort darf ich das Thema Management im Gesundheitswesen leiten. Neben klassischen Lehr- und Weiterbildungsaufgaben darf ich zahlreiche Projekte mit den verschiedensten Organisationen im Gesundheitswesen durchführen. Dabei habe ich mir zwei Forschungsschwerpunkte ausgesucht: Zum einem erforsche ich, wie Organisationen ihre Prozesse effektiver und effizienter gestalten können («Lean Healthcare»). Zum anderen geht es um das Thema digitale Transformation des Gesundheitswesens (Digital Health). Beispielsweise untersuchen wir im Flagship Projekt SHIFT (www.future.hospital), wie das smarte Spital der Zukunft aussehen könnte. Wer mehr zu all diesen Projekten erfahren will, empfehle ich unseren Podcast «Marktplatz Gesundheitswesen» (www.gesundheitswesen.org)
Der Forschungsplatz Schweiz hinkt im Bereich Digitalisierung anderen Standorten hinterher. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen? Ist die Schweiz auf dem richtigen Weg um den Rückstand aufzuholen?
Ich denke immer entlang der 3 Dimensionen Können, Wollen und Dürfen, wenn es um das Thema digitaler Reifegrad in der Schweiz geht.
Können – die technologischen Voraussetzungen, sind nicht das Problem. Wir haben ausgezeichnete Infrastruktur und schlaue Menschen. Die technischen Lösungen für ein digitales Gesundheitswesen gibt es schon seit langer Zeit auf dem (Industrie-)Markt zu kaufen.
Dürfen – die gesetzlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen, sind ein halbes Problem. Wir dürfen gesetzlich vieles, aber bei der Incentivierung hinken wir stark hinterher. Es fehlen momentan für viele Akteure die (monetären) Anreize, sich zu digitalisieren.
Das Hautproblem ist für mich jedoch tatsächlich das Wollen. Das betrifft alle im System, die Bürger, Organisationen und die öffentliche Hand. Es gibt zurzeit keinen Konsens darüber, was für ein zukünftiges, digitales Gesundheitswesen wir uns wünschen. Und dementsprechend fehlt der Wille, das zu ändern und an einem Strang zu ziehen, bis wir die Zielvision erreicht haben.
Doch auch wenn wir eher aus dem Hinterfeld starten: Ich erkenne viele positive Signale, die mich zuversichtlich stimmen. So sehe ich viele Start-ups, aber auch etablierte Spieler wie Spitäler, die mit sehr vielen Piloten versuchen, Leuchttürme zu schaffen. Wenn wir es schaffen mit Hilfe dieser Leuchttürme mehr Lust auf Veränderungen zu schaffen, werden wir auch an Geschwindigkeit gewinnen. Es ist aber kein Selbstläufer, wir alle sind gefragt, anzupacken!
In einem Satz zusammengefasst: Die Voraussetzungen für die digitale Transformation des Schweizer Gesundheitswesens sind besser gegeben als vermutet!
Wir kommen zu der Erkenntnis auf Grund von unserer Befragung von 44 Experten und Expertinnen im Bereich Digital Health. Wir wollten von den Befragten wissen, wie hoch der Nutzen für 21 konkrete Digital Health Lösungen ist. Nutzen heisst der medizinische Outcome aber auch die Erleichterung der Prozesse für Patienten und Mitarbeitende. Die Befragung zeigte eindrücklich, dass die meisten Lösungen einen hohen Nutzen stiften!
Weiterhin haben wir gemessen, ob diese Lösungen auch machbar sind. Da geht es um den technischen Reifegrad, die gesetzlichen Grundlagen und die Akzeptanz durch Patienten und Mitarbeitende. Die Ergebnisse haben uns positiv überrascht: Die Menschen sind überdurchschnittlich bereit, die Lösungen zu akzeptieren. Also sehr gute Voraussetzungen, damit die Digitalisierung in der Schweiz endlich an Fahrt aufnimmt.
Georg Därendinger
Leiter Kommunikation
+41 79 590 98 77
Meistgelesene Artikel
3. Juli 2025
Medienmitteilung: Forschende Industrien nehmen Abschluss des Freihandelsabkommens mit Mercosur zur Kenntnis
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.
Interpharma informiert die Öffentlichkeit über die Belange, welche für die forschende Pharmaindustrie in der Schweiz von Bedeutung sind sowie über den Pharmamarkt Schweiz, das Gesundheitswesen und die biomedizinische Forschung.
Jahresbericht
Informationen zu unseren Kennzahlen und Aktivitäten im Geschäftsjahr 2024