Blogserie Bedeutungsstudie – Teil 4: Keine Branche ist so produktiv wie die Pharmaindustrie.
Die Pharmaindustrie ist die mit Abstand produktivste
Branche in der Schweiz. Pro Arbeitsplatz erwirtschaftet sie fünfmal so viel
Wertschöpfung wie der Schweizer Branchendurchschnitt. Auch im internationalen
Vergleich liegt die Schweizer Pharmaindustrie bei der Produktivität in der
Spitzengruppe. Nebst der hohen Innovationskraft der Pharmaindustrie tragen
zahlreiche weitere Faktoren zum Erfolg des Schweizer Pharmastandorts bei.
Überdurchschnittliche
Arbeitsproduktivität
Die Arbeitsproduktivität stellt einen wichtigen Indikator für die Beurteilung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit einer Branche dar. Sie spiegelt das Verhältnis von Wertschöpfung und Arbeitseinsatz wider. Abhängig ist die Arbeitsproduktivität von verschiedenen Faktoren wie der Kapitalintensität (Ausstattung der Arbeitsplätze), der Organisationseffizienz, der Innovationsintensität sowie der Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden (Qualifikation, Anpassungsfähigkeit, etc.). Die Schweizer Pharmaindustrie ist geprägt durch eine hohe Kapitalausstattung, moderne und effiziente Forschungs- und Produktionsanlagen, überdurchschnittliche Qualifikation der Mitarbeitenden sowie eine intensive Innovationstätigkeit. Angesichts dessen überrascht es nicht, dass die Pharmaindustrie im Schweizer Branchenvergleich die mit Abstand höchste Wertschöpfung pro Arbeitsplatz erwirtschaftet. Im Jahr 2020 lag die Arbeitsproduktivität in der Pharmaindustrie bei circa 820 Tsd. Franken Wertschöpfung pro Vollzeitbeschäftigten (FTE) bzw. 459 Franken pro eingesetzte Arbeitsstunde. Damit ist die Wertschöpfung in Relation zum dafür benötigten Arbeitseinsatz in der Pharmabranche rund fünfmal so hoch wie in der gesamten Schweizer Wirtschaft.
Stunden- und Arbeitsplatzproduktivität, 2020 (Quelle: BAK Economics)
Enormer Zuwachs in
der Produktivität seit 1996
Die stetige Erhöhung der Produktivität ist die Voraussetzung dafür, dass die Schweizer Pharmaindustrie ihre hervorragende Wettbewerbsposition halten kann. Produktivitätswachstum reduziert die Kosten und steigert die Rentabilität. Dadurch ermöglicht es Rücklagen für künftige Realinvestitionen, die Finanzierung steigender Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, Dividendenwachstum und Lohnsteigerungen. Die Statistik der letzten 25 Jahre zeigt, dass sich die Arbeitsproduktivität in der Pharmaindustrie durch erhöhten Kapitaleinsatz, steigende Forschungs- und Innovationsintensität sowie die stetig steigende Qualifikation der Mitarbeitenden erheblich erhöht hat. Dies war der Hauptgrund für das hohe Wertschöpfungswachstum der Schweizer Pharmaindustrie in dieser Zeit. Zwischen 1996 und 2020 hat sich die reale Arbeitsplatzproduktivität, d.h. die erzielte Wertschöpfung pro vollzeitäquivalente Stelle, mehr als vervierfacht (+327%). In derselben Periode kam es zu einer Steigerung der Arbeitsplätze um 144%. In der Kombination der beiden Effekte lag die reale Wertschöpfung 2020 beim 10.4-Fachen des Wertes im Jahr 1996 (Wachstum um 939%).
Reale Arbeitsplatzproduktivität, Arbeitsplätze und reale Wertschöpfung, 1996-2020, Index, 1996 = 100 (Quelle: BAK Economics)
Basel spielt international ganz vorne mit
Wirtschaftsbranchen konzentrieren sich häufig auf einige wenige Standorte in einem Land (sog. Cluster). Die Analyse einer Branche auf rein nationaler Ebene greift daher oftmals zu kurz. Stattdessen ist es bei der Analyse der internationalen Konkurrenzfähigkeit einer Branche wichtig, auch regionale Cluster miteinander zu vergleichen. Die untenstehende Abbildung zeigt den Vergleich der Arbeitsproduktivität für eine Auswahl wichtiger internationaler Pharma-Cluster. Der Vergleich wird als Index in Relation zum Schweizer Durchschnittswert (Index CH=100) dargestellt, und zwar sowohl für die Stundenproduktivität (dunkel eingefärbt) als auch für die Erwerbstätigenproduktivität (hell eingefärbt).
Nominale Arbeitsproduktivität im internationalen Vergleich, 2020 Kaufkraftbereinigt, indexiert: CH = 100 (Quelle: BAK Economics)
Bei der Stundenproduktivität liegt die Region Basel mit
einem Indexwert von 119 an der Spitze. Dort liegt die Wertschöpfung je
eingesetzter Arbeitsstunde 19 Prozent höher als in der gesamten Schweizer Pharmaindustrie.
Bei der Wertschöpfung je Erwerbstätigen (Erwerbstätigenproduktivität) liegt die
Region Basel zusammen mit Singapur auf dem zweiten Platz (beide Regionen
jeweils 119 Indexpunkte). Die Genfersee Region und die Region Zürich erzielen
beide bei der Erwerbstätigenproduktivität tiefere Werte als der Schweizer
Durchschnitt.
Dank hohen und regelmässigen Investitionen in den Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz trägt die Pharmaindustrie heute wesentlich zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Schweiz bei. Das alles ist ohne stabile wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen nicht möglich. Die Schweiz ist in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit vom Spitzenplatz abgerutscht, obwohl sie nach wie vor in Sachen Innovationsfähigkeit ganz vorne mitspielt. Die Pharmabranche benötigt auch in der Zukunft optimale Rahmenbedingungen und die Schweiz braucht erfolgreiche Unternehmen. In dieser Symbiose spielen politische Stabilität, Rechtssicherheit, offene Exportmärkte, Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften und ein attraktives fiskalisches Umfeld eine wesentliche Rolle.
Dieser Beitrag ist Teil einer mehrteiligen Blogserie über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweizer Wirtschaft. Erfahren Sie mehr dazu in der Studie von BAK Economics.
Meistgelesene Artikel
10. September 2025
Medienmitteilung: Neue Europabefragung 2025: Stimmabsicht zu Bilateralen III zeigt satte Mehrheit für ein «Ja»
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.
Interpharma informiert die Öffentlichkeit über die Belange, welche für die forschende Pharmaindustrie in der Schweiz von Bedeutung sind sowie über den Pharmamarkt Schweiz, das Gesundheitswesen und die biomedizinische Forschung.
Jahresbericht
Informationen zu unseren Kennzahlen und Aktivitäten im Geschäftsjahr 2024