Beitrag von MSD Schweiz (Merck Sharp & Dohme AG) im Rahmen der World Antimicrobial Resistance Awareness Week 2024
Seit über einem Jahrhundert trägt MSD entscheidend zur Entdeckung und Entwicklung von Arzneimitteln und Impfstoffen für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei. Unsere Erfolgsgeschichte reicht weit zurück: Während des Zweiten Weltkriegs haben wir Penicillin in grossen Mengen hergestellt und auch bei der Entwicklung von Streptomycin, dem ersten wirksamen Antibiotikum gegen Tuberkulose, haben wir eine Vorreiterrolle übernommen. Heute setzen wir uns dafür ein, dass Antibiotikaresistenz (antimicrobial resistance, AMR) in globaler Zusammenarbeit bekämpft wird – durch politische Reformen, einen verantwortungsbewussten Umgang mit AMR und den Zugang zu lebensrettenden Antibiotika.
AMR ist keine Bedrohung der Zukunft, sie ist bereits da und betrifft heute Millionen von Menschen. Eine Antibiotikaresistenz entsteht, wenn Antibiotika ihre frühere Wirksamkeit gegen Infektionen verlieren. Im Jahr 2019 wurden weltweit schätzungsweise 4,95 Millionen Todesfälle mit arzneimittelresistenten bakteriellen Infektionen in Verbindung gebracht. Geschätzte 1,27 Millionen waren direkt darauf zurückzuführen.
Wenn Antibiotika versagen, werden alltägliche medizinische Verfahren wie Operationen und Krebsbehandlungen riskanter. Durch die fortschreitende AMR-Krise sind jedes Jahr Millionen von Menschenleben bedroht, die weltweite Nahrungsmittelversorgung ist gefährdet, die Gesundheitssysteme werden belastet und die wirtschaftliche Entwicklung wird negativ beeinflusst. Einkommensschwache Länder sind besonders von AMR betroffen, wobei Afrika südlich der Sahara die weltweit höchste Belastung aufweist. Ohne Gegensteuer droht bis 2035 weltweit ein durchschnittlicher Verlust von 1,8 Lebensjahren, der auf AMR zurückzuführen ist. In einigen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, beispielsweise im östlichen Mittelmeerraum, würde die Lebenserwartung in diesem Zeitraum sogar um 2,5 Jahre sinken.
Jennifer Zachary, Executive Vice President und General Council bei MSD sowie Mitglied der Global Leaders Group on AMR, betont die Dringlichkeit der Situation: «AMR ist kein Problem, das erst noch auf uns zukommen wird – es ist bereits da und bedroht die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt, wie wir sie heute kennen. Wir müssen schnell und gemeinsam handeln, um die durch AMR verursachten Risiken zu verringern, bevor es zu spät ist.»
Obwohl ein dringender Bedarf an neuen Antibiotika besteht, um auf aufkommende Resistenzen zu reagieren, ist die Zahl der Unternehmen, die antimikrobielle Forschung und Entwicklung (F&E) betreiben, deutlich zurückgegangen, und mehrere grosse forschende Pharmaunternehmen haben sich aus diesem Bereich zurückgezogen. Mehrere führende Biotech-Unternehmen, die sich in der Spätphase der Entwicklung von Antibiotika befinden oder Antibiotika entwickelt haben, die bereits zugelassen sind, sind in Konkurs gegangen oder wurden verkauft, wodurch das ohnehin schon schwache F&E-Umfeld und die begrenzte Pipeline noch weiter beeinträchtigt werden.
Aus diesem Grund setzt sich MSD für politische Reformen ein, die dazu beitragen, die Entwicklung von Antibiotika nachhaltiger zu gestalten. MSD hat 100 Millionen US-Dollar in den 1 Milliarde schweren AMR Action Fund investiert – eine Partnerschaft, in der sich mehr als 20 führende biopharmazeutische Unternehmen zusammengeschlossen haben, um angesichts unzureichender Risikokapitalinvestitionen die laufende klinische Forschung und Entwicklung zu unterstützen und die Lücke zwischen der innovativen frühen Antibiotika-Pipeline und den Patientinnen und Patienten zu schliessen. Der AMR Action Fund ist jedoch keine Lösung für nachhaltige Innovation, sondern kann nur dazu beitragen, eine F&E-Pipeline für Antibiotika aufrechtzuerhalten, die zusammenzubrechen droht. Um Innovationen dauerhaft zu fördern, bedarf es politischer Anreize.
«AMR ist kein Problem, das noch auf uns zukommt – es ist bereits da.»
Jennifer Zachary, Executive Vice President und General Council bei MSD sowie Mitglied der Global Leaders Group on AMR
Um der Antibiotikaresistenz entgegenzuwirken, ist es wichtig, einen gerechten Zugang zu wirksamen Antibiotika sicherzustellen. Dies gilt insbesondere für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen das Ausmass der Antibiotikaresistenz besonders hoch ist. Selbst in Ländern mit hohem Einkommen kann es zu Problemen beim Zugang kommen – vor allem, wenn die Verfügbarkeit neuer antimikrobieller Präparate nach der Zulassung durch regulatorische Hürden und Marktrestriktionen beschränkt wird.
Wir haben uns dazu verpflichtet, die Preise in Ländern mit niedrigem Einkommen auf einem erschwinglichen Niveau zu halten. Gemeinsam mit unseren Partnern in der AMR Industry Alliance haben wir ausserdem eine Roadmap für einen gerechten und verantwortungsvollen Zugang erarbeitet. In dieser Roadmap wird untersucht, inwieweit der Zugang für Patientinnen und Patienten beispielsweise aufgrund von regulatorischen Problemen mit antimikrobiellen Präparaten eingeschränkt ist. Darüber hinaus bietet die Roadmap einen gemeinsamen Rahmen für Regierungen und den privaten Sektor, um diese Herausforderungen anzugehen und die Gesundheitssysteme zu stärken.
Durch die Bildung von Schlüsselpartnerschaften und durch gezielte Initiativen arbeitet MSD daran, den Zugang weltweit zu verbessern.
Voraussetzung für die Bekämpfung der Antibiotikaresistenz ist auch der verantwortungsbewusste und angemessene Einsatz von Antibiotika (Antimicrobial Stewardship, AMS). Um das Aufkommen resistenter Bakterien zu verlangsamen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass antimikrobielle Präparate in allen Bereichen – vom Krankenhaus bis zum landwirtschaftlichen Betrieb – verantwortungsbewusst eingesetzt werden.
MSD setzt sich für einen verantwortungsbewussten Einsatz von antimikrobiellen Präparaten ein. Um sicherzustellen, dass unsere Informationsmaterialien mit den Stewardship-Prinzipien übereinstimmen, führen wir regelmässige Überprüfungen und Aktualisierungen durch. Für unsere Mitarbeitenden haben wir zudem ein Schulungsprogramm zum Thema Antimicrobial Stewardship entwickelt.
Infektionen bei Mensch und Tier lassen sich mithilfe von Impfstoffen verhindern, was den Bedarf an Antibiotika verringern und die Entwicklung von Resistenzen verlangsamen könnte. Der Geschäftsbereich Tiergesundheit von MSD stellt jährlich über 112 Milliarden Impfdosen her und entwickelt weiterhin innovative Impfstoffe für ein breites Spektrum von Tierkrankheiten. Dazu gehören auch Impfstoffe, die den Einsatz von Antibiotika reduzieren können.
Daten können ein wirksames Instrument sein, um gegen die Antibiotikaresistenz vorzugehen. Mithilfe von Überwachungsstudien können wir Trends in der Entwicklung von Resistenzen erkennen und Forschenden und Gesundheitsdienstleistern dabei helfen, auf neue Bedrohungen zu reagieren. Die von MSD durchgeführte Studie zur Überwachung antimikrobieller Resistenzen (Study for Monitoring Antimicrobial Resistance Trends, SMART) ist eine der weltweit grössten und am längsten laufenden AMR-Überwachungsstudien. Seit 2002 wurden im Rahmen von SMART Daten von über 200 Standorten in mehr als 60 Ländern gesammelt.
Um AMR-Daten zugänglich zu machen, hat MSD im Jahr 2020 eine neue globale Website zu SMART eingerichtet. MSD ist auch Mitglied im AMR-Register, einer kollaborativen Plattform von Vivli, die es Pharmaunternehmen ermöglicht, ihre Daten auf sichere Weise mit Forschenden, Regierungen und Organisationen wie den Vereinten Nationen und der WHO zu teilen.
Antibiotika in der Umwelt können ebenfalls zur Resistenzbildung beitragen. MSD setzt sich auch weiterhin dafür ein, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich unsere Produkte auf die Umwelt auswirken, einschliesslich der potenziellen Auswirkungen der Produktion von Antibiotika, und diese zu kontrollieren.
Wir arbeiten darüber hinaus mit unseren Partnern in der AMR Industry Alliance zusammen, um wissenschaftlich fundierte Produktionsstandards zu formulieren, die dazu beitragen sollen, eine strenge Kontrolle der Lieferketten der Industrie zu gewährleisten. Im Jahr 2022 hat die Alliance den Standard für die Herstellung von Antibiotika veröffentlicht, der den Herstellern in der globalen Antibiotika-Lieferkette klare Leitlinien an die Hand gibt, um sicherzustellen, dass ihre Antibiotika verantwortungsbewusst hergestellt werden. Darüber hinaus wird damit das Risiko von Antibiotikaresistenzen in der Umwelt minimiert.
Die Bekämpfung der Antibiotikaresistenz ist ein schwieriges Unterfangen und es gibt einige Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Wenn alle Beteiligten aus Wissenschaft und Politik zusammenarbeiten, können Antibiotikaresistenzen verhindert werden. Wenn keine neuen Antibiotika entwickelt werden, ist die Gesundheitsversorgung gefährdet. Bei chirurgischen Eingriffen, Krebsbehandlungen oder Organtransplantationen kann es zu lebensbedrohlichen Infektionen kommen.
MSD setzt seine Bemühungen konsequent fort. Um nachhaltige Fortschritte zu erzielen, ist es jedoch unerlässlich, auf globaler Ebene zusammenzuarbeiten. Politische Reformen, die Innovationen im Bereich der Antibiotika unterstützen, einen verantwortungsbewussten Einsatz von Antibiotika fördern, den Zugang zu Antibiotika gewährleisten und unsere Umwelt schützen, sind der Schlüssel zum Erfolg.
Gemeinsam können wir eine Welt schaffen, in der Antibiotika wirksam bleiben und Leben retten – jetzt und für künftige Generationen.
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.
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