Die Schweiz rutscht beim Zugang zu neuen innovativen Medikamenten im europäischen Vergleich weiter ab: Laut dem EFPIA WAIT Indicator 2024 von IQVIA verliert die Schweiz einen weiteren Rang und fällt vom sechsten auf den siebten Platz zurück. Besonders alarmierend ist, dass nur rund halb so viele neue innovative Medikamente standardmässig über die Spezialitätenliste vergütet werden wie in Deutschland – Tendenz sinkend.
«Von den neuen innovativen Medikamenten, die zwischen 2020 und 2023 durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen wurden, sind in der Schweiz gegenüber Deutschland lediglich 52 Prozent über die Spezialitätenliste vergütet und damit für alle Patientinnen und Patienten gleichberechtigt zugänglich», fasst Meikel Ens von IQVIA als Autor der Studie zusammen. Besonders betroffen ist die Onkologie: Hier fiel die Schweiz von Rang zwei auf Rang fünf zurück. Nur sechs von zehn in Deutschland verfügbaren neuen Krebsmedikamenten sind für Schweizer Patientinnen und Patienten standardmässig zugänglich. Bei Medikamenten gegen seltene Krankheiten ist die Versorgungslage noch schlechter: Im Vergleich zu Deutschland ist nur rund ein Drittel dieser sogenannten Orphan Drugs in der Schweiz vergütet.
«Die Schweiz muss die Versorgung ihrer Bevölkerung mit innovativen, lebensrettenden Medikamenten sicherstellen», sagt Interpharma-CEO René Buholzer: «Im aktuellen geopolitischen Umfeld und insbesondere mit den Entwicklungen aus den USA braucht es dringend eine Denkpause bei der Umsetzung von Regulierungsprojekten und eine ganzheitliche Modernisierung des Preisbildungssystems.» Die Preisbildung für Medikamente ist veraltet und nicht mehr zeitgemäss: Sie setzt Fehlanreize, verlängert die Vergütungsverfahren und gefährdet den Zugang. Sabine Bruckner, Geschäftsführerin Pfizer Schweiz und Chair Market Committee von Interpharma: «Ein modernes System mit klaren Regeln ist überfällig – Vorschläge der Industrie liegen seit Langem auf dem Tisch.» Ohne Reformen wird der kleine Schweizer Markt weiter an Attraktivität verlieren, was die Versorgung von Patienten und Patientinnen gefährdet.
Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Schweiz zu erhalten, braucht es mittelfristig zudem eine kohärente, übergreifende Standortstrategie. «Noch ist die Schweiz ist führend in Forschung und Entwicklung – doch ohne strategische Weichenstellung droht ein schleichender Verlust an Attraktivität», warnt René Buholzer. Notwendig sind unter anderem:
Viele umliegende Länder und grosse Volkswirtschaften haben solche Life Science Strategien entwickelt oder bereits umgesetzt, unter anderem auch die EU und Deutschland. Interpharma hat bereits 2019 die Eckwerte einer solchen Strategie präsentiert. Wir appellieren an den Bundesrat, eine solche Strategie zu verabschieden, um den Pharma-Forschungs- und Produktionsstandort Schweiz zu stärken.
Positiv ist: Viele dieser Massnahmen liegen in der Hand der Schweiz. Wenn wir jetzt entschlossen handeln, können Versorgungslücken geschlossen, die Innovationskraft gestärkt und die Zukunftsfähigkeit des Schweizer Gesundheitswesens gesichert werden.
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.
Interpharma informiert die Öffentlichkeit über die Belange, welche für die forschende Pharmaindustrie in der Schweiz von Bedeutung sind sowie über den Pharmamarkt Schweiz, das Gesundheitswesen und die biomedizinische Forschung.
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