Die Diskussion über die Situation für Kinderarzneimittel ist in den letzten Jahren in Bewegung gekommen und hat eine Richtung eingeschlagen, die Lösungen ermöglicht. Lange Zeit wurde einerseits beklagt, dass zu wenig speziell für Kinder entwickelte oder an sie angepasste, sichere und qualitativ hochwertige Arzneimittel zur Verfügung stünden. Weiter wurde kritisiert, dass generell ein Mangel an verlässlichen, den Altersklassen entsprechenden Daten bestünde. Mangels Alternativen würden in der Kinderheilkunde oft Medikamente eingesetzt, die für eine solche Verwendung weder untersucht noch zugelassen wurden. Andererseits herrschte gegenüber der Forschung mit Kindern und damit gegenüber besonders verletzbaren Personen grosse Zurückhaltung.
Fortschritte bei Kinderarzneimitteln
Weltweit werden heute Anstrengungen dafür unternommen, dass mehr kindergerechte Arzneimittel auf den Markt gebracht und zugelassen werden. Im Jahr 2007 traten in der EU Rechtsvorschriften zur Verbesserung des Arzneimittelangebots in der Kinderheilkunde in Kraft. Die Pharmaindustrie kann seit der Inkraftsetzung des revidierten Heilmittelgesetzes im Jahr 2019 auch in der Schweiz bei einem Zulassungsgesuch für ein neues Arzneimittel bei Swissmedic zusätzliche Daten über die sichere und wirksame Anwendung bei Kindern einreichen.
Seit 2018 steht Gesundheitsfachpersonen in der Schweiz ein nationales Verzeichnis mit Empfehlungen zur Arzneimitteldosierung bei Kindern zur Verfügung (Swisspeddose). Zusätzlich wurden weitere Verpflichtungen und Anreize zur Entwicklung von Kinderarzneimitteln eingeführt. Deren Ziel ist es, die Entwicklung und die Zugänglichkeit von Arzneimitteln zur Verwendung bei Kindern zu erleichtern. Weiter soll gewährleistet werden, dass die zur Behandlung von Kindern verwendeten Arzneimittel im Rahmen ethisch vertretbarer und qualitativ hochwertiger Forschungsarbeiten entwickelt und eigens für die pädiatrische Verwendung genehmigt werden. Schliesslich sollen die über die Verwendung von Arzneimitteln bei Kindern verfügbaren Informationen verbessert werden. Diese Ziele sollten verwirklicht werden, ohne die pädiatrische Bevölkerungsgruppe unnötigen klinischen Prüfungen auszusetzen und ohne die Genehmigung eines Arzneimittels für andere Altersgruppen zu verzögern.
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