Sinkende Medikamentenpreise trotz Inflation - Interpharma

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18. August 2022

Sinkende Medikamentenpreise trotz Inflation

In den letzten zwölf Monaten sind die Preise in der Schweiz im Durchschnitt um rund 3.4 Prozent gestiegen. Ein solcher Preisanstieg ist allgemein unter dem Begriff «Inflation» bekannt und ist von vielen Faktoren abhängig. Die Pharmabranche ist dabei besonders auf ein stabiles Preisniveau angewiesen, denn im Gegensatz zu anderen Gütern können die Preise für Medikamente nicht angepasst werden. Das wirkt sich über Umwege auf die Forschungs- und Innovationskraft der Branche aus.

Seit 2012 werden Medikamentenpreise im dreijährlichen Rhythmus vom BAG überprüft und in aller Regel gesenkt. Auf diesem Weg ist der Preisindex für Medikamente seit der Einführung des KVG um über 40 Prozent gesunken – und das, obwohl laufend neue innovative Medikamente auf den Markt kommen und obwohl sich die Pharmabranche seit Jahren mit steigenden Inputpreisen konfrontiert sieht.

Verschiedene Preisindizes des Gesundheitswesens im Vergleich, 1996-2021
(Quelle: Bundesamt für Statistik (2022), Landesindex der Konsumentenpreise)

Diese gegensätzliche Entwicklung hat in den vergangenen 25 Jahren gezwungenermassen dazu geführt, dass die Pharmaunternehmen äusserst effizient wirtschaften mussten. Ein hoher Kapitaleinsatz, eine steigende Forschungs- und Innovationsintensität sowie eine stetig zunehmende Qualifikation der Mitarbeitenden haben zu einem starken Anstieg der Produktivität der Schweizer Pharmaindustrie geführt. Diese ist heute rund fünfmal höher als in der Gesamtwirtschaft. Trotzdem müssen die Pharmaunternehmen laufend den gesamten Forschungs-, Herstellungs- und Transportprozess überprüfen. Dazu gehören beispielsweise die Überprüfung der Lieferketten, der Organisationsstrukturen oder der Arbeitsplatzausstattung sowie eine laufende Investition in die Mitarbeitenden. So konnten Pharmaunternehmen bisher erfolgreich mit der Preisentwicklung umgehen.

Medikamentenpreise werden staatlich festgelegt

Das ist auch nötig, denn im Unterschied zu anderen Branchen kann die Pharmaindustrie steigende Preise oder Kosten nicht so einfach weitergeben. Die Medikamentenpreise werden durch das BAG verfügt und nach streng reglementierten Kriterien festgelegt: Zur Preisermittlung zieht es in einem therapeutischen Quervergleich (TQV) zunächst die Behandlungskosten bereits zugelassener Arzneimittel für die Behandlung derselben Krankheit heran. Daraufhin wird der Auslandpreisvergleich (APV) nach Empfehlungen der Eidgenössischen Arzneimittelkommission (EAK) durchgeführt. Im Preisvergleich mit dem Ausland werden Länder berücksichtigt, die mit der Schweiz im Pharmabereich wirtschaftlich vergleichbar sind. Gestiegene Inputpreise spielen bei der Preisfestsetzung durch das BAG hingegen keine Rolle. Aus dem Durchschnitt beider Werte ergibt sich schliesslich der effektive Medikamentenpreis.

Der Preisdruck wächst stetig

Nebst den sinkenden Medikamentenpreisen und den höheren Preisen für Rohstoffe und Forschung nimmt der Druck der Behörden auf die Medikamentenpreise immer weiter zu. Im einem starren und nur auf Preissenkungen ausgerichteten System kann dies zum Problem werden: Sinken die Medikamentenpreise weiter, während sämtliche Kosten steigen, führt dies zu einem Rückgang der Erlöse durch Medikamentenverkäufe. Da in der Schweiz die Medikamentenpreise durch das BAG festgesetzt werden, ist keine Weitergabe der gestiegenen Kosten möglich. Deshalb steigen die Preise momentan für viele Produkte, nicht aber bei den Medikamenten. Diese sind in den letzten 12 Monaten um weitere 2.1 Prozent gesunken. Die Autohersteller beispielsweise haben die Preise für Autos in den vergangenen 12 Monaten um rund 10 Prozent erhöht, um mit den steigenden Kosten Schritt halten zu können.

Einnahmen fliessen direkt wieder in die Forschung

Die gegenwärtige Inflation wirkt sich in Kombination mit den starren Preisen auf die Margen der Pharmaunternehmen aus. Diese sind aber notwendig, damit direkt wieder in die Forschung investiert werden kann – die Pharmabranche ist die Branche mit der höchsten Forschungsintensität. Sinken die Margen, kann das dazu führen, dass weniger Geld für die Forschung und Entwicklung zur Verfügung steht. Eine weitere sture Fokussierung auf Preissenkungen bei Medikamenten, wie sie von Teilen der Politik und der Verwaltung heute betrieben wird, würde daher im Lauf der Zeit den starken Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz schwächen und hätte womöglich eine Abwanderung von Forschenden in andere Länder zur Folge. Anstelle einer solchen Schwächung der Rahmenbedingungen braucht es endlich eine ganzheitliche Perspektive im Gesundheitswesen, bei der nicht nur die Kosten, sondern auch der vielfältige Nutzen und die erzielten Einsparungen für die Gesamtgesellschaft in die Rechnung einbezogen werden.

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