Zurzeit werden im Parlament Forderungen nach Parallelimporten bei Medikamenten und nach einer Umgehung der Zulassungs- und Kontrollbehörde Swissmedic laut, um die Kosten der Medikamente zu senken. Solche Forderungen haben aber eine schwache Grundlage, den von 100 Franken im Gesundheitswesen werden knapp 12 Franken für Medikamente ausgegeben. Dieser Anteil ist in den letzten 10 Jahren stabil – trotz grossen Innovationen und Durchbrüchen bei den Medikamenten. Die regelmässigen und institutionalisierten Preissenkungsrunden bei Arzneimitteln bringen laut dem Bundesrat jährlich wiederkehrende Einsparungen von über einer Milliarde Franken. Gleichzeitig würden durch Parallelimporte die Preise für Medikamente nicht sinken, denn die Preise bei Arzneimitteln bestimmt nicht der Markt, sondern der Staat (in der Schweiz das BAG). Parallelimporte bei staatlich regulierten Preisen führen somit nicht zu Kosteneinsparungen, sondern zu einem Wettbewerb der staatlichen Regulierungssysteme. In preisregulierten Märkten führen deshalb Parallelimporte lediglich zu Marktverzerrungen.
Aber die Forderungen nach Parallelimporten sind auch gefährlich –gerade für die Patientinnen und Patienten: Die Patientensicherheit, die Versorgungssicherheit und der Forschungsstandort Schweiz würden geschwächt.
Dank
Zulassung und Kontrolle durch Swissmedic gibt es keine einzige
Fälschung im regulären Schweizer Markt – im Gegensatz zum EU Raum, wo
Fälschungen im Monatsrhythmus auftauchen. Eine ganze Branche hat sich
inzwischen darauf spezialisiert, Medikamente innerhalb Europas hin- und her zu
schieben. Dabei wird oft mehrmals umgepackt oder umetikettiert. Ob dabei die
Medikamente richtig gelagert und gekühlt werden, ist unbekannt. Dies ist
intransparent und unübersichtlich und macht es Kriminellen einfach, gestohlene
oder gefälschte Ware einzuschleusen.
Ohne Zulassung kann Swissmedic die Überwachung von Arzneimitteln nicht wahrnehmen, d.h. Rückrufe im Falle von Qualitätsmängeln könnten nicht veranlasst werden. Zudem stellt sich die Frage der Haftung: Der Zulassungsinhaber des Originalprodukts übernimmt im Falle unerwünschter Effekte keine Haftung oder Gewährleistung für die fehlerhafte oder unerwünschte Wirkung eines parallelimportierten Medikaments.
Ein weiterer Punkt ist die Versorgungsicherheit, die durch Parallelimporte gefährdet würde. Parallelhändler haben keine Verpflichtung, den Standort Schweiz zu versorgen. Sobald sich das Geschäft nicht mehr lohnt, verschwinden sie wieder. Einmal verschwundene Lieferkapazitäten bei den Unternehmen können aber nicht kurzfristig aufgebaut werden, wodurch die Versorgung in Frage gestellt würde.
Durch die Abhängigkeit von Zwischenhändlern geht die Planbarkeit für die Lagerhaltung in der Schweiz verloren. Bei der Belieferung würden jeweils jene Länder bevorzugt, die aktuell den besten Preis anbieten. So kann keine krisenresistente und vertrauenswürdige Lagerhaltung sichergestellt werden.
Erfahrungen in der EU zeigen, dass Parallelimporte nur einen geringen Effekt auf die Arzneimittelpreise haben. Der Grund dafür liegt daran, dass der Parallelimporteur den Gewinn abschöpft. Er kauft in einem Land mit niedrigen Preisen ein und verkauft die Arzneimittel in einem Land mit höheren Preisen zu einem Preis, welcher nur knapp unter dem staatlich regulierten Ansatz liegt. Die Patientinnen und Patienten und das Gesundheitswesen gehen hingegen praktisch leer aus.
Gleichzeitig führen Parallelimporte zu einer Schwächung des Forschungsstandortes Schweiz, da die Gewinne von den Parallelhändlern abgeschöpft werden, welche wenig zur Wertschöpfung und nichts zum Forschungsstandort beitragen. Pharmaunternehmen hingegen reinvestieren ihre Erträge in Forschung und Entwicklung und tragen damit massgeblich zum Wohlstand der Schweiz bei. So investierten in 2019 die Interpharma-Firmen 7.1 Milliarden CHF in Forschung und Entwicklung in der Schweiz. Entsprechend reduziert der Parallelhandel den Anreiz für Unternehmen, in der Schweiz Innovationen zu entwickeln.
Daraus ergibt sich das Fazit, dass Parallelimporte sich nicht lohnen vielmehr sogar kontraproduktiv wirken würden. Die Kosten bleiben gleich und es wird kein Nutzen für die Patientinnen und Patienten generiert; vielmehr wird die Patienten-und Versorgungssicherheit gefährdet. Interpharma bekennt sich zu einem qualitativ hochwertigen und nachhaltig finanzierbaren Gesundheitswesen und ist bereit, in den Kostendämpfungspaketen zusätzliche, einschneidende Beiträge zu leisten. Doch Parallelimporte sind zu gefährlich für unser Land.
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.
Interpharma informiert die Öffentlichkeit über die Belange, welche für die forschende Pharmaindustrie in der Schweiz von Bedeutung sind sowie über den Pharmamarkt Schweiz, das Gesundheitswesen und die biomedizinische Forschung.
Informationen zu unseren Kennzahlen und Aktivitäten im Geschäftsjahr 2022
Interpharma stellt sich vor
Publikationen bestellen und herunterladen
Mehr zu den Aufgaben und übergeordneten Zielen von Interpharma
Setzen Sie sich mit uns in Verbindung
Aktuelle Informationen und Medienkontakte für Medienschaffende