Mythen und Fakten im Schweizer Gesundheitswesen - Interpharma

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27. September 2019

Mythen und Fakten im Schweizer Gesundheitswesen

René Buholzer, CEO von Interpharma, legte am «tfz Pharma Cluster Insights» dar, welche Mythen rund um die Kosten im Schweizerischen Gesundheitswesen kursieren und welche Fakten auch wirklich stimmen.

Die beiden Themen «Kostendämpfung im Gesundheitswesen» und «Limitierung des Krankenkassenprämienwachstums» bewegen diesen Herbst alle relevanten Stakeholder des Gesundheitswesens. Deshalb hat das Pharma-Cluster des Technologieforums Zug am 24.09.2019 zu einem Lunch-Event zum Thema «Myths and Facts: Kostenwahrheit im Schweizerischen Gesundheitswesen» eingeladen. Interessierte aus der Life Science Branche diskutierten in diesem Rahmen, welche Annahmen und Zahlen der Realität entsprechen und welche eben nur vermeintliche Fakten sind. Denn, wie John F. Kennedy einst 1962 in seiner Eröffnungsrede an der Yale University sagte: «The great enemy of truth is very often not the lie – deliberate, contrived and dishonest – but the myth – persistent, persuasive and unrealistic.» Dies hat René Buholzer in seinem Referat dazu veranlasst, vorherrschende Mythen mit Fakten zu Kosten des Gesundheitswesens zu entkräften.

Sind Medikamentenpreise für die hohen Prämien verantwortlich?

Offizielle Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen, dass Medikamentenkosten 2017 nur 13.3 Prozent der gesamten Gesundheitskosten ausgemacht haben. Dieser Anteil ist zudem seit Jahren stabil. Die ambulante Kurativbehandlung machte mit einem Anteil von 26.5 Prozent den grössten Kostenblock aus. Insgesamt fallen mehr als die Hälfte der Kosten im ambulanten und stationären Bereich an.

Die Medikamentenausgaben sind also nach offiziellen Zahlen nicht der Haupttreiber für das Kostenwachstum im Gesundheitswesen. Die Preise für Medikamente werden durch das BAG alle drei Jahre überprüft und die resultierenden Preissenkungen haben seit 2012 rund eine Milliarde Franken eingespart. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist es aufgrund der Medikamentenpreise trotz vieler innovativer Arzneimittel nicht zu einer Kostenexplosion bei den Medikamenten gekommen. Von 2010 bis 2017 war der Kostenwachstumsbeitrag der Medikamente mit 3.5 Prozent deutlich tiefer als im ambulanten Bereich (+7.3%), in der Langzeitpflege (+5.1%) oder bei den unterstützenden Dienstleistungen (4.7%).

Ist das Gesundheitswesen noch finanzierbar?

Das Thema Kosten des Gesundheitswesens beschäftigt nicht nur den Grossteil der Bevölkerung; auch das Parlament befasst sich intensiv damit. Die Anzahl politischer Vorstösse dazu hat sich seit 2016 gar verdoppelt. Der Bundesrat plant mit zwei Kostendämpfungspaketen und Verordnungsänderungen eine Reihe von Massnahmen, die zur Eindämmung des Kostenwachstums im Gesundheitswesen führen sollen.

Ein Blick in die volkswirtschaftlichen Daten zeigt, dass die wohlhabende Schweiz sich sehr wohl ein Gesundheitswesen leisten kann, wenn sie denn will. Die erhöhten Ausgaben würden aber allenfalls auf Kosten von anderen Ausgaben gehen. Viel wichtiger ist daher die Frage: Wollen wir uns ein qualitativ hochstehendes Gesundheitswesen überhaupt leisten, und welches?

Der Wahlbarometer der SRG vom September 2019 zeigt, dass die Krankenkassenprämien in der Bevölkerung tatsächlich der Sorgenfaktor Nummer eins sind. Gleichzeitig sind Schweizerinnen und Schweizer aber in der Mehrheit zufrieden mit unserem Gesundheitssystem. Zahlen des Gesundheitsmonitors, den gfs.bern im Auftrag von Interpharma jährlich durchführt, zeigen, dass weit über 90 Prozent der Bevölkerung der Meinung sind, Behandlungen gehen in jedem Fall den Kosten vor.

Interpharma engagiert sich für eine nachhaltige Finanzierung und Zugang zu Innovation

Alle Akteure im Gesundheitswesen sind sich einig, dass Fehlanreize behoben werden müssen. Darüber, wo der Hebel angesetzt werden soll, herrscht jedoch kaum Einigkeit. Der einseitige Fokus auf Kosten wird uns aber nicht nachhaltig weiterbringen. Es gilt nicht nur die Angebotsseite im Auge zu behalten sondern auch den Nachfrager: den Patienten stärker zu Wort kommen zu lassen. Dabei muss ein grösserer Fokus auf Qualität und Effizienz gelegt werden.

Die Pharmaindustrie ist der einzige Akteur im Gesundheitswesen, der mit den dreijährlichen Preisüberprüfungen seit Jahren institutionalisierte Kostendämpfungen hat und sie steht zu diesen. Demgegenüber sollen jedoch Fehlanreize eliminiert werden, beispielsweise mit der einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen. Zudem dürfen Anreize für Forschung und Entwicklung nicht unterminiert werden.

Kostendämpfungsmassnahmen sollen mit einem gesamtheitlichen Ansatz eruiert werden und neben den Kosten auch die Qualität, Effizienz, Sicherheit und den Nutzen von Gesundheitsdienstleistungen berücksichtigen. Interpharma arbeitet im Dialog mit Stakeholdern an der Weiterentwicklung und Flexibilisierung der Preisbildung für innovative Therapien und Medikamente. Mit dem Do-Tank santeneXt unterstützt Interpharma überdies innovative Multistakeholder-Projekte, die es ermöglichen, das Gesundheitswesen als Ganzes weiterzuentwickeln.

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