Mein Name ist Miklos Pless, ich bin Medizinischer Onkologe und aktuell Chefarzt an der Medizinischen Onkologie am Kantonsspital Winterthur und Leiter des hiesigen Tumorzentrums. Gleichzeitig bin ich seit 1½ Jahren Präsident der SAKK (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung).
Die SAKK ist eine akademische und unabhängige Non-Profit-Organisation, die als Verein seit 1965 besteht. Das Netzwerk der SAKK besteht aus 20 Mitgliedern, allen Universitätsspitälern und grossen Kantonsspitäler und deckt ungefähr 80% aller Krebspatienten in der Schweiz ab. Sie ist das führende Forschungsnetzwerk für klinische Krebsforschung in der Schweiz und der wichtigste nationale Einstiegspunkt für klinische Krebsforschung mit Partnern der Pharmabranche sowie ausländischen Forschungsgruppen. Die SAKK hat zum Ziel, die Prognose aller Krebspatient:innen in der Schweiz mittels neuester und Evidenz-basierter Forschung zu verbessern. Das SAKK-Kompetenzzentrum in Bern unterstützt die Forschenden aktiv, damit multizentrische, interdisziplinäre und interprofessionelle Studien entwickelt und durchgeführt werden können. Ausserdem zieht die SAKK mit ihrem Patientenrat bei allen Spektren ihrer Forschungstätigkeit die Anliegen der Patientinnen und Patienten aktiv mit ein, und leistet dank der Young Oncology Academy einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchsförderung in der klinischen Krebsforschung. Der Leistungsausweis der SAKK bezüglich Studientätigkeit ist sehr gut, so werden 90% aller angefangenen Studien in einem peer-reviewed Journal voll publiziert
Es gibt für die Stagnation der Studien in der Schweiz verschiedene Gründe. Einerseits werden die Voraussetzungen und Anforderungen an klinische Studien laufend komplexer und auch teurer. Das macht die Finanzierung in einem an sich schon teuren Land sehr schwierig. Andererseits ist es eine Herausforderung, in einem föderalistischen Gesundheitswesen genügend Patientenzahlen in einer vernünftigen Zeit zu identifizieren und für Studien zu gewinnen. Dafür braucht es neue innovative Modelle.
Hingegen kann man sagen, dass die Zahl der Studien in der SAKK in den letzten Jahren konstant gestiegen und nicht gesunken ist, so dass man diesen Problemen durchaus begegnen kann. Eine nationale Zusammenarbeit ist hier erforderlich, um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können. Das Prinzip sollte sein, dass die Studien zu den Patienten gebracht werden und nicht, dass die Patienten zu den Studien kommen müssen. Das heisst, ein entscheidender Erfolgsfaktor wäre das Angebot dezentraler Studien machen zu können. Hier hat die Swissmedic bereits viel Vorarbeit geleistet und wir werden uns bemühen, diese Art von Studien in der Schweiz vorwärts zu treiben.
Für dezentrale Studien, aber auch für grosse Registerstudien braucht es eine verstärkte Digitalisierung, so dass zum Beispiel die Patienten den Informed Consent zu Hause lesen, studieren und auch unterschreiben könnten. Man könnte sich auch vorstellen, das Studienzentrum kurzfristig zu eröffnen, wenn ein Patient mit einer seltenen Krankheit in einer bestimmten Region identifiziert wird und an der Studie teilnehmen möchte. Zusammenfassend denke ich, dass die Schweiz zwar ein kleines Land ist, aber mit einer hervorragenden Gesundheitsversorgung, welches qualitativ sehr gute klinische Daten liefern kann. Die Quantität könnte dadurch verbessert werden, dass Interessierte an klinischer Forschung zusammenarbeiten, wie das erfolgreiche Modell der der SAKK zeigt. Man könnte auch einen single point of entry für Anbieter von klinischen Studien anbieten. Damit könnte viel administrative Arbeit wie Ethikkommissionseingabe, Verfassen von Informed Consent-Formularen und auch das Monitoring besser und effizienter genutzt werden.
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