Blogserie Bedeutungsstudie – Teil 7: Der Innovationsstandort Schweiz ist auf internationale Forschungsprogramme angewiesen. - Interpharma

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23. März 2022

Blogserie Bedeutungsstudie – Teil 7: Der Innovationsstandort Schweiz ist auf internationale Forschungsprogramme angewiesen.

Die Schweiz ist dank hohen Investitionen in die Forschung und Entwicklung eines der innovativsten Länder der Welt. Doch ohne einen Anschluss an internationale Forschungsprogramme droht diese Spitzenposition verloren zu gehen.

Worum geht es?

Die Schweiz konnte in den letzten Jahren aufgrund der Abkommen zur Forschungszusammenarbeit als vollwertiger Partner an den Europäischen Forschungsrahmenprogrammen, wie zuletzt an Horizon 2020, teilnehmen. Für Schweizer Hochschulen und Unternehmen bietet sich durch solche Abkommen die Möglichkeit, zusammen mit europäischen Spitzenforschern Projekte durchzuführen. Dies ermöglicht den Zugang zu einem weltweit führenden Forschungsnetzwerk. Einen hohen Mehrwert liefern vor allem die internationale Kooperation und der Aufbau von Netzwerken – auch zur späteren Umsetzung der Forschungsergebnisse (indirekte Effekte der Forschungszusammenarbeit). Viele Forschungsprojekte im Rahmen der FRP führen zudem zur Gründung von Startups beziehungsweise bei beteiligten Unternehmen zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.

Dass sich die Vernetzungsgewinne und die Beteiligung an internationalem Forschungs-Knowhow in rein inländischen Programmen nicht erzielen lassen, wird durch Expertengespräche und Umfragen bestätigt. Diverse Studien schätzen den Effizienzgewinn der internationalen Vernetzung gegenüber der in Eigeninitiative durchgeführten Forschungsaktivitäten auf 15 bis 20%.

Schweiz aktuell nur noch nicht-assoziierter Drittstaat

Im Juli 2021 verkündete die EU-Kommission, dass die Schweiz beim neuen Horizon Europe Programm bis auf weiteres nur als nicht-assoziierter Drittstaat behandelt wird. Forschende und Institutionen können zwar in beschränktem Ausmass weiter an EU-Projekten teilnehmen, jedoch muss die Teilnahme von der Schweiz finanziert werden. Zudem sind Leitung und Koordination aus der Schweiz heraus nicht mehr möglich. Auch die Teilnahme an Einzelprojekten, wie z.B. bei neuen Ausschreibungen des European Research Council (ERC), ist bis auf weiteres nicht möglich.

Gerade die ERC-Grants stellen ein prestigeträchtiges Förderinstrument dar. Zwar versucht die Schweiz durch Übergangsmassnahmen einen Ausgleich für betroffene Forschende zu schaffen. Doch die Einschränkung der Teilnahmemöglichkeiten schwächt die Reputation des Forschungsstandortes Schweiz und reduziert die Attraktivität für talentierte Nachwuchs- und Spitzenforscher. Bereits von 2014 bis 2016 galt die Schweiz im Nachgang der Masseneinwanderungsinitiative ebenfalls kurzzeitig nur als Drittstaat. Damals sank die Teilnahme an europäischen Forschungsprojekten deutlich.

Relevanz der FRP für die Pharmaindustrie

Die Pharmaindustrie ist mit einem gesamthaften Anteil von 19% am FuE-Personal eine der forschungsintensivsten Branchen in der Schweiz. Zudem kann fast jeder sechste Beschäftigte in der Pharmabranche eine abgeschlossene Promotion oder Habilitation aufweisen. Der Zugang zu Spitzenforschenden und zu den neuesten Forschungsergebnissen und eine uneingeschränkte Teilnahme an den Europäischen Forschungsrahmenprogrammen sind daher von immenser Bedeutung für die Pharmaunternehmen in der Schweiz. Damit bleibt der Standort Schweiz auch weiterhin einer der innovativsten Pharmastandorte weltweit.

Anteil Projektvolumen Biotech und Pharma ERC-Grants 2007-2020
(Quelle: ERC)

Die hohe Bedeutung der Forschungsabkommen für die Pharmaforschung in der Schweiz spiegelt sich auch in der umfangreichen Beteiligung von Schweizer Forschenden an ERC-Projekten auf den Bereichen Biotech und Pharma in der Vergangenheit wider. Zwischen 2007 und 2020 erhielten Forschende an Schweizer Hochschulen und Forschungsinstitutionen ERC-Grants mit einem Volumen von rund 470 Millionen Euro. Dies entspricht einem Anteil von 9.6% am Gesamtvolumen aller ERC-Grants auf den Gebieten Biotech und Pharma in diesem Zeitraum. Damit liegt die Schweiz auf Rang 4 aller Mitgliedsländer. Nur Forschende aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Frankreich waren noch erfolgreicher in der Anwerbung von ERC-Förderungen. Bei den um die Bevölkerungsgrösse bereinigten Pro-Kopf-Ergebnissen liegt die Schweiz sogar klar an der Spitze bei der Anwerbung von ERC-Förderungen.

Chancen des Programms Horizon Europe aus Sicht der Schweizer Pharmaindustrie

Eine möglichst rasche Aufhebung der gegenwärtigen Teilnahmebeschränkungen zu Horizon Europe bietet daher für die Schweizer Pharmaindustrie vielfältige Chancen. Das neunte FRP Horizon Europe ist das grösste und umfassendste Finanzierungsprogramm für Forschung und Innovation weltweit. Forschungsprojekte, welche im Schweizer Pharmabereich direkt durch Programme aus dem Horizon Europe 2021-2027 koordiniert und finanziert werden können, werden höchstwahrscheinlich eine höhere Forschungseffizienz aufweisen, da internationale Kooperationen und Netzwerke wesentlich einfacher geknüpft werden können. Derartige Effizienzgewinne wirken in die Zukunft fort und dies auch bei Projekten ohne direkten Bezug zum FRP. Der Forschungsstandort Schweiz gewinnt zudem durch das FRP für internationale Spitzenforscher weiter an Attraktivität. Insgesamt ist es daher für den Pharmastandort Schweiz von hoher Bedeutung, dass die Schweiz zukünftig wieder ein vollständig assoziiertes Teilnehmerland der Forschungsrahmenprogramme wird.

Die Pharmabranche trägt als Pfeiler der Wirtschaft überdurchschnittlich zum Wohlstand der Schweiz bei. Mit einem direkten Anteil von 5.4% am Bruttoinlandprodukt ist sie einer der bedeutendsten privaten Wirtschaftszweige der Schweiz. Heute ist unser Land einer der wichtigsten Pharma-Forschungsstandorte weltweit und besitzt eine Strahlkraft, die weit über Europa hinausgeht. Optimale Rahmenbedingungen bleiben für einen erfolgreichen und international konkurrenzfähigen Pharmastandort essenziell. Die Standortattraktivität steht jedoch von vielen Seiten unter Druck.

Dieser Beitrag ist Teil einer mehrteiligen Blogserie über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweizer Wirtschaft. Erfahren Sie mehr dazu in der Studie von BAK Economics.

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