Blogserie Animal Welfare Report 2021 – Teil 3: Verantwortungsvoller Umgang mit Tierversuchen dank den 3R-Prinzipien - Interpharma

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11. Januar 2022

Blogserie Animal Welfare Report 2021 – Teil 3: Verantwortungsvoller Umgang mit Tierversuchen dank den 3R-Prinzipien

Mit den 3R-Prinzipien sollen möglichst viele Tierversuche ersetzt, deren Zahl reduziert und die Belastung für die Tiere auf einem Minimum gehalten werden. Damit das gelingt, müssen alle Beteiligten von A bis Z eingebunden werden. Seit über zehn Jahren setzen sich forschende Unternehmen für das Wohlergehen von Versuchstieren ein – mit Erfolg.

Die grundlegenden Prinzipien

Damit die Medizin beim Menschen sicher und verlässlich wirkt, ist bei der Entwicklung von neuen Medikamenten die Durchführung von Tierversuchen unabdingbar. Mit der Unterzeichnung der Animal Welfare Charta im Jahr 2010 unterstrichen die Interpharma-Mitglieder ihre ethische Verantwortung bei Tierversuchen im In- und Ausland. Sie setzten damit internationale Massstäbe. Bis heute sind die 3R-Prinzipien – Refine, Reduce und Replace – der Leitgedanke der 10-Punkte-Charta und damit auch des Handelns unserer Mitglieder.

In der Schweiz unterliegen Tierversuche strengen Regulierungen und dürfen auch nur dann durchgeführt werden, wenn es keine Alternativen gibt. Dank der Etablierung der 3R-Richtlinie ist die Zahl der Versuchstiere seit 1983 in den Forschungseinrichtungen der Pharmabranche stetig reduziert worden. Durch die 3R-Prinzipien sollen möglichst viele Tierversuche ersetzt (Replace), die Zahl der Versuchstiere reduziert (Reduce) und deren Belastung auf einem Minimum gehalten werden (Refine). Die unternommenen Schritte stellen einen wichtigen Beitrag der Pharmaindustrie zum Beitrag des «Animal Welfare» in der Forschung dar.

Im Einzelnen werden die «3R» von allen Personen umgesetzt, die an der Entwicklung neuer Medikamente beteiligt sind. Beim «Replace» nehmen Forscherinnen und Forscher eine klare Güterabwägung vor und prüfen, ob der Einsatz eines Tieres für ihre wissenschaftliche Fragestellung gerechtfertigt ist oder ob andere Methoden nicht dieselbe Erkenntnis generieren können. Die konsequente Anwendung der «Reduce»-Vorgabe führt heute dazu, dass die Anzahl an Tieren massgeblich reduziert werden konnte. Konkret bedeutet dies, dass in der Schweiz die Anzahl Versuchstiere in der Industrie seit 2006 von fast 400’000 auf rund 135’000 reduziert werden konnte. Das entspricht einem langfristigen Rückgang von über 65%. In Bezug auf das «Refine» werden die verwendeten Versuchstiere so schonend wie möglich behandelt. Dies bezieht sich auf das gesamte Leben des Tieres: Zucht, Transport, Haltung, Versuch und Euthanasie. Forscherinnen und Forscher sind zudem in der Lage, heute mehr minimalinvasive Eingriffe vorzunehmen und so die Heilung von Tieren zu verbessern. All diese Vorgaben haben während der letzten Jahre dazu beigetragen, dass das Wohlergehen von Versuchstieren massgeblich verbessert werden konnte.

Anzahl jährlich durchgeführter Tierversuche in der Schweiz von 2006 bis 2020 (Quelle: Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, 2020)

Verlagerungen in Länder mit tieferen Standards

Innovative Methoden und Techniken haben das Potenzial, die Wissenschaft weiterzubringen und die Reduktion von Tierversuchen zu ermöglichen. Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen arbeiten zusammen, um den Wissensaustausch hinsichtlich tierversuchsfreier Innovationen zu fördern. Ein Alleingang in Form eines nationalen Verbots sämtlicher Tierversuche, wie ihn beispielsweise das NCad für die Niederlande vorschlug oder die aktuelle Forschungsverbotsinitiative vorschlägt, birgt erhebliche Gefahren. Während nämlich in den Niederlanden und auch in der Schweiz Versuche auf ethisch höchstem Niveau durchgeführt werden, würden Forschungsprozesse bei einem Moratorium in Länder mit tieferen Standards verlagert. Dies hätte zur Folge, dass tiefere ethische Ansprüche an den Umgang mit den Tieren und die Sicherheit der Experimente zur Anwendung kämen. Ausserdem würde eine Verlagerung ins Ausland die Entwicklung weiterer 3R-Methoden bremsen, denn Länder mit tieferen Standards haben keine Anreize, zusätzlich in neue 3R-Methoden zu investieren. Ein Verbot von Tierversuchen in europäischen Ländern hätte so den Effekt, die ethischen Standards in der medizinischen Forschung gesamthaft zu senken. Strategien wie 3R müssen daher stets im internationalen Kontext realisiert und Alleingänge vermieden werden.

Die 3R-Strategie weist den Weg

Die Forderung nach einem Verbot von Tierversuchen ist nicht neu. Selbst in der Hochphase der ersten Corona-Pandemiewelle 2020 wurden Petitionen für ein vollständiges Verbot von Tierversuchen bei der Europäischen Kommission eingereicht. Ihren Vorstoss begründeten die Initianten unter anderem damit, dass die Niederlande bereits einen Zeitplan für die Abschaffung von Tierversuchen hätten. Doch was die Forschergemeinschaft bereits bei der Formulierung des Ausstiegsplans ahnte, wurde später politisch bestätigt: Es gibt in den Niederlanden heute keinen konkreten Plan mehr für einen Verzicht auf Tierversuche. Wie unter anderem die SARS-CoV-2-Pandemie zeigt, sind Tierversuche für die Erforschung von lebensrettenden Therapien oder Impfstoffen essenziell. Auch bei regulatorischen Sicherheitsprüfungen kann auf Tierversuche einzig verzichtet werden, wenn validierte, international anerkannte Alternativen vorhanden sind. Einen verbindlichen Plan des Ausstiegs aus Tierversuchen kann es auf absehbare Zeit nicht geben, was an den fehlenden Alternativen liegt und nicht am fehlenden Willen der Forschergemeinschaft.

Die aktuelle Forschungsverbots-Initiative in der Schweiz ist daher klar abzulehnen, weil sie jegliche Versuche mit Menschen oder Tieren verbieten will. Ein Verbot wäre aber kontraproduktiv und hätte schwerwiegende Folgen für den Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz – und vor allem wären viele wichtige medizinische Durchbrüche zum Wohle der ganzen Gesellschaft nicht mehr möglich.

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