10. Dezember 2021
Blogserie Animal Welfare Report 2021 – Teil 1: Rasche Fortschritte bei Coronavirustests und Impfstoffen dank verantwortungsvollem Einsatz von Tieren
Bereits ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie standen
verschiedene hochwirksame Impfstoffe zur Verfügung. Erste hoch automatisierte
Coronavirustests erleichterten zudem, die Testkapazitäten frühzeitig
hochzufahren. Ohne den verantwortungsvollen Einsatz von Tieren wäre das nicht
möglich gewesen.
Die Gründe für den raschen Fortschritt
Die rasche Bereitstellung von Testmöglichkeiten und Vakzinen
für SARS-CoV-2 kann auf drei Hauptfaktoren zurückgeführt werden. Erstens arbeitet
die Forschergemeinschaft schon dreissig Jahre an der mRNA-Technologie, welche
die methodische Grundlage für verschiedene Impfstoffe für das Coronavirus
darstellt. Auch auf andere technische Ansätze und Erfahrungen konnte
zugegriffen werden. Zweitens erfolgte eine einzigartige internationale
Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft, Pharmaunternehmen und
biotechnologischen Start-ups. Die diversen daraus entstehenden Synergien
ermöglichten schnellen wissenschaftlichen Fortschritt. Und letztlich drittens,
ermöglichten die Behörden unterschiedlicher Länder eine regulatorische
Beschleunigung. Zusätzlich zu den Schlüsselfaktoren bildet die
Grundlagenforschung die Basis für jegliche medizinische Forschung. Ohne die
explorative und ergebnisoffene universitäre Forschung, die auch Tierversuche
benötigt, können keine Medikamente und Therapien entwickelt werden. Stets hängt
die medizinische Forschung von der Messung von Sicherheit und Wirksamkeit von
Stoffen ab. Tierversuche sind eine unverzichtbare Methode, um diese beiden
Faktoren zu testen – auch im Falle der Vakzine und Tests für SARS-CoV-2.
Internationale Kooperation
Die rasche
Entwicklung verschiedener Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus ist eine aussergewöhnliche
Leistung, welche durch eine noch nie dagewesene internationale Zusammenarbeit
auf allen Ebenen ermöglicht wurde. Der genetische Schlüssel des neuartigen
Coronavirus wurde nach den Erfahrungen aus SARS-CoV-1 und MERS schon früh
offengelegt, wodurch viele Unternehmen rasch mit der Entwicklung eines
Impfstoffes beginnen konnten. Zusätzlich beschleunigte die Zusammenarbeit
zwischen akademischen Institutionen und der Pharmaindustrie die Impfstoffentwicklung.
Doch die neu entwickelten Impfstoffe – und auch Medikamente – müssen strengen
Qualitätsansprüchen gerecht werden.
Grundlagenforschung ist die Basis aller medizinischen
Forschung
Impfstoffe in solch kurzer Zeit herzustellen, bedingt
vertiefte Vorkenntnis unzähliger Moleküle, Substanzen und Wirkstoffe. Dazu
dient die Grundlagenforschung. Diese zielt nicht auf die Entwicklung eines
marktfähigen Produkts, sie ist ergebnisoffen. Dabei suchen die Forschenden
nicht nach einer konkreten Eigenschaft, sondern sind an jeglichen Wirkungen
interessiert. Die untersuchten Stoffe bilden die Grundlage für die medizinische
Forschung. Aus den unzähligen Substanzen, die aus der Grundlagenforschung hervorkommen,
schaffen es wenige in die vorklinischen und klinischen Studien. Demnach begann
die Forschung an den Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 viel früher als erst bei
Auftreten des Virus. Bei der Suche nach dem richtigen Wirkstoff gegen das
Coronavirus griffen die Forscherteams auf untersuchte Stoffe der
Grundlagenforschung zurück. Jeder Impfstoff basiert auf Tests mit Tausenden
Substanzen, wovon bloss wenige Dutzend in eine engere Auswahl kommen. Dieser
Prozess ist Teil der vorklinischen Prüfung.
Präklinisch die Sicherheit und Wirksamkeit prüfen
Primär reduzieren die Forschenden die Zahl der Substanzen
anhand zweier Ausschlusskriterien: Wirksamkeit und Sicherheit. Diese zu messen
ist eine komplexe Angelegenheit: Methodisch reicht die Spanne von Computersimulationen,
Untersuchungen mit Bakterien, Zell- und Gewebekulturen bis hin zu isolierten
Organen. Wenn alle anderen Testwege erschöpft sind, kommen Tierversuche zum
Einsatz. Jeder Versuch, an dem Tiere beteiligt sind, muss von den kantonalen
Veterinärbehörden genehmigt werden, die sich auf die Empfehlungen der
unabhängigen kantonalen Kommissionen für Tierversuche berufen, um zu
entscheiden, ob sie die Genehmigung, oft mit Auflagen, erteilen oder nicht. Zum
Schutz von Patientinnen und Patienten vor schweren Nebenwirkungen sind
Tierversuche vor klinischen Studien sogar gesetzlich vorgeschrieben. Durch
diese regulatorischen Tierversuche ergründen die Forschenden, ob eine Substanz
giftig ist und wie lange und stark sie wirkt. Ein giftiger Stoff kann
Krankheiten oder Schäden am Erbgut auslösen. Aus ethischer Sicht darf ein
solches Risiko bei der Behandlung von Menschen nicht in Kauf genommen werden.
Die Wirkung von Impfstoffen wird anhand von produzierten Antikörpern gemessen.
Dass die heutige Technologie es nicht erlaubt, eine solche Immunantwort in
vitro – also ausserhalb des Körpers im Reagenzglas – zu simulieren, zwingt die
Forschung, weiter auf Tierversuche zu setzen. Denn Tierversuche ermöglichen,
die Wechselwirkungen eines Wirkstoffs in lebenden Organismen zu erforschen.
Für den medizinischen Fortschritt
Ohne die vorklinische Prüfung an Tieren ist die Erforschung von neuen medizinischen Wirkstoffen demnach unethisch gegenüber den Probanden in den darauffolgenden klinischen Phasen. Darum verhindert die Ablehnung der Forschung mit Tieren den medizinischen Fortschritt. Die Forscher haben jedoch auch eine ethische Verpflichtung gegenüber dem Tierwohl. Aus diesem Grund verfolgen Pharmafirmen und wissenschaftliche Institutionen in der Schweiz die 3R-Strategie. In Anbetracht der unglaublichen medizinischen Fortschritte der letzten Jahre steht ein Verzicht auf Tierversuche ausser Frage: Sonst hätten wir jetzt weder Impfstoffe gegen das Coronavirus noch wirksamere Therapien gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiedene Formen von Krebs und andere schwere Krankheiten zur Verfügung.