AMR-Serie, Teil 3: Die Herausforderungen der antimikrobiellen Resistenzen - Interpharma

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19. November 2021

AMR-Serie, Teil 3: Die Herausforderungen der antimikrobiellen Resistenzen

Blogbeitrag von Pfizer zur World Antimicrobial Awareness Week 2021

Im Kontext von wachsenden antimikrobiellen Resistenzen (AMR), die unsere Gesundheit zunehmend bedrohen, müssen sich alle Akteure des Gesundheitssektors dafür einsetzen, den Antibiotikamarkt nachhaltiger zu gestalten.

Joffrey Chadrin – Manager Policy & Public Affairs, Pfizer

Eine antimikrobielle Resistenz (AMR) tritt auf, wenn Krankheitserreger sich weiterentwickeln und Wege finden, gegen die Wirkung antimikrobieller Medikamente resistent zu werden.[1] Resistente Krankheitserreger überleben und verbreiten sich weiter. Je häufiger ein antimikrobielles Medikament eingesetzt wird, desto schneller werden die Erreger dagegen resistent.[2] Eine AMR kann jeden treffen, in jedem Alter und in jedem Land.[3] Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel als eine der grössten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit in der heutigen Welt.[4]

Der Markt für Antibiotika folgt einer anderen Logik und anderen Anforderungen als der Markt für «klassische» Arzneimittel. Ein übermässiger Verbrauch von Antibiotika führt nämlich zu einer Zunahme der Resistenzfälle. Damit Antibiotika möglichst lange wirksam bleiben, müssen sie angemessen und in Übereinstimmung mit unabhängigen und evidenzbasierten Guidelines verabreicht werden.[5] Hier besteht ein Zielkonflikt: Wie können Arzneimittel rentieren, die nur restriktiv eingesetzt werden dürfen, um wirksam zu bleiben? Ausserdem sind die Preise für Antibiotika im Verhältnis zu anderen Medikamenten niedrig und damit nicht sehr rentabel.[6]

Diese wirtschaftlichen Probleme haben dazu geführt, dass immer weniger Unternehmen mit ihren Antibiotika auf dem Markt sind: Letztes Jahr gingen zwei Unternehmen Konkurs, obwohl sie eine Marktzulassung erhalten haben.[7] Die Folgen für die öffentliche Gesundheit sind potenziell verheerend: Wie können wir schwere Verläufe und Todesfälle aufgrund bakterieller Infektionen vermeiden, wenn wir keinen Zugang zu wirksamen Antibiotika haben?

Pfizers Engagement im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen

In den 1940er Jahren gehörte Pfizer zu den ersten Unternehmen, die eine industrielle Produktion von Penicillin ermöglichten und der breiten Bevölkerung zugänglich machten. Für viele Patientinnen und Patienten war die Therapie oft lebensrettend. Mittlerweile blicken wir auf eine lange Geschichte in der Antibiotikaforschung zurück: Immer wieder haben wir uns neuen Erregern – wie Pandemien und Resistenzen gegen bewährte Arzneimittel – bei der Behandlung von Infektionskrankheiten gestellt. Heute verfügt Pfizer über eines der grössten Antibiotika-Portfolios in der Pharmaindustrie sowie über eine Reihe von Antimykotika gegen lebensbedrohliche Pilzinfektionen.[8]

Pfizer investiert auch weiterhin in neuartige Therapien zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionskrankheiten. Gemeinsam mit unseren Partnern stellen wir auch Aufklärungsprogramme zur Verfügung, bei denen der verantwortungsvolle Umgang mit Antiinfektiva im Vordergrund steht.9

Heute wollen wir uns auch aktiv an der Entwicklung besserer Rahmenbedingungen beteiligen, um den Antibiotikamarkt attraktiver zu gestalten und so die Erforschung, Entwicklung und Vermarktung sicherzustellen. Trotz der mangelnden Attraktivität dieses Bereichs ist Pfizer der Meinung, dass Antibiotika allen, die sie benötigen, zur Verfügung stehen sollten. Denn die wachsende antimikrobielle Resistenz ist eine der grössten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit in der heutigen und zukünftigen Welt.[9] 

Suche nach wirtschaftlichen und politischen Lösungen 

Um die aktuellen Marktmängel zu überwinden, werden mehrere Instrumente eingesetzt oder zurzeit entwickelt. Einerseits sind innovative Ansätze für Preisfestsetzungs- und Vergütungsverfahren nötig. Das sind z.B. Preismodelle, die den gesellschaftlichen und gesundheitlichen Nutzen von Antibiotika – insbesondere von Reserveantibiotika – stärker berücksichtigen. Andererseits braucht es auf mehreren Ebenen eine Verbesserung der Rahmenbedingungen des Antibiotikamarktes. Hier gibt es zwei Kategorien von Anreizen: Push-Anreize (forschungsunterstützende Mechanismen) und Pull-Anreize (Verbesserung der Marktbedingungen). Push-Anreize sollen die Forschung und Entwicklung neuer Moleküle unterstützen und können in Form von finanzieller Unterstützung oder administrativer Vereinfachung erfolgen. Aber nach der Entwicklung eines neuen Antibiotikums, auch mit Hilfe des Push-Anreize-Systems, ist die Verfügbarkeit nicht gesichert. Die geringen Verbrauchsmengen und die relativ niedrigen Preise erlauben es dem Unternehmen, das ein Antibiotikum herstellt, nicht, rentabel zu sein. Hier kommen Pull-Anreize ins Spiel, wie Markteintrittsprämien und übertragbare Exklusivitätserweiterung, um neue Antibiotika auf dem Markt zu halten: Diese machen den Einsatz von Antibiotika rentabel, ohne ihren Verbrauch zu erhöhen, was im Kampf gegen die Antibiotikaresistenz unerlässlich ist.  

Nur eine Kombination aus Push- und Pull-Anreizen kann sicherstellen, dass eine ausreichende Menge neuer Antibiotika zur Verfügung steht. Ein rechtlicher Rahmen für Pull-Anreize und andere innovative Finanzierungsmechanismen ist unbedingt erforderlich. Ziel dieser Mechanismen sollte es sein, den sozialen und gesundheitlichen Mehrwert von Antibiotika zu berücksichtigen.[10]


[1] World Health Organization. Antimicrobial resistance. [online] 2020 Oct. 13. Available at: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antimicrobial-resistance [letzter Zugriff: 11.11.2021].

[2] Review on Antimicrobial Resistance. Tackling drug-resistant infections globally: final report and recommendations.  [online] 2016 May: https://amr-review.org/sites/default/files/160525_Final%20paper_with%20cover.pdf [letzter Zugriff: 08.11.2021].

[3] World Health Organization. WHO’s first global report on antibiotic resistance reveals serious, worldwide threat to public health. [online] 2014 Apr. 30. Available at: https://www.who.int/news/item/30-04-2014-who-s-first-global-report-on-antibiotic-resistance-reveals-serious-worldwide-threat-to-public-health [letzter Zugriff: 11.11.2021].

[4] World Health Organization. Antimicrobial Resistance. [online] 2021. Available at: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antimicrobial-resistance [letzter Zugriff: 03.11.2021].

[5] Pfizer. Antimicrobial Stewardship. [online] 2021. Available at: https://www.pfizer.com/science/therapeutic-areas/anti-infectives/antimicrobial-stewardship [letzter Zugriff: 08.11.2021].

[6] Plackett, B. Why big pharma has abandoned antibiotics. [online] 2020 Oct. Available at: https://www-nature-com.eu1.proxy.openathens.net/articles/d41586-020-02884-3 [letzter Zugriff: 03.11.2021].

[7] AMR Industry Alliance. Manufacturers of new antibiotics go bankrupt. [online] 2020 Jan. 26. Available at: https://www.amrindustryalliance.org/mediaroom/manufacturers-of-new-antibiotics-go-bankrupt/ [letzter Zugriff: 03.11.2021].

[8] Pfizer. Antimikrobielle Resistenzen sind eine Bedrohung für das globale Gesundheitssystem. Wir setzen uns gegen die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und Antibiotikaresistenzen ein. [online] 2021. Available at: https://www.pfizer.de/forschungsgebiete/infektionskrankheiten[letzter Zugriff: 03.11.2021].

[9] World Health Organization. Antimicrobial resistance: Key facts. [online] 2020 Oct. 20. Available at:  https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/antimicrobial-resistance  [letzter Zugriff: 08.11.2021]

[10] Round Table Antibiotika. CALL FOR ACTION FROM THE ROUND TABLE ANTIBIOTICS: A LESSON FROM COVID-19. [online] 2020 Nov. 12. Available at: https://roundtableantibiotics.files.wordpress.com/2020/11/wp_en_2020.11.12.pdf. [letzter Zugriff: 05.11.2021].

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