3 Fragen an Jörg Storre, Geschäftsführer (General Manager) von Vifor Pharma Schweiz - Interpharma

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29. Dezember 2021

3 Fragen an Jörg Storre, Geschäftsführer (General Manager) von Vifor Pharma Schweiz

Dürfen wir Sie bitten, sich kurz vorzustellen und uns ein wenig über Ihre derzeitige Position in Ihrem Unternehmen zu erzählen?

Seit November 2021 bin ich Geschäftsführer (General Manager) von Vifor Pharma Schweiz. Zusammen mit einem Team von gut 80 sehr engagierten Mitarbeitenden sind wir dafür verantwortlich, dass alle Schweizer Patientinnen und Patienten Zugang zu unseren Medikamenten erhalten.

Ich bin promovierter Humanbiologe und habe anschliessend einen eMBA abgeschlossen. In meinen über 16 Jahren bei Vifor durchlief ich verschiedene lokale und internationale Positionen – von Medical, über Marketing, den Verkauf bis hin zu Market Access. Ein besonderer Moment – von vielen – in meiner bisherigen Karriere war die interdisziplinäre Etablierung des sogenannten «Patient Blood Managements, PBM»: Dank dieser gezielten Massnahmen und einer medikamentösen Behandlung bedarf es in Spitälern bis zu 40% weniger Bluttransfusionen. D.h., dass die ohnehin knappen Bluttransfusionen dort eingesetzt werden können, wo es sie unbedingt braucht. Die Patientinnen und Patienten haben zudem eine bessere Lebensqualität und das Gesundheitswesen spart damit viel Geld. Ich bin stolz darauf, dass unser Team und Vifor mit seinen Medikamenten einen gewichtigen Beitrag zu diesem und anderen Themen leistet.

Welchen Schwerpunkt wollen Sie in Ihrer Rolle als Executive Committee Mitglied der Interpharma setzen?

Meine grösste Sorge ist, dass heute viele neue medizinische Innovationen nicht mehr oder nur mit grosser Verspätung in der Schweiz zur Verfügung stehen. Die gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen verlangsamen oder verhindern gar eine schnelle Lösungsfindung zwischen dem BAG und den Pharmafirmen. Gerade in Bereichen, wo es seit vielen Jahren keine neuen Medikamente gab (wie z.B. in der Nephrologie), führen die heute anwendbaren Regeln dazu, dass nur ein kleiner Teil betroffener Patientinnen und Patienten effektiv Zugang zu neuen Therapien erhalten, und dies oft erst nach langwierigen administrativen Prozessen.

Ich werde mich dafür einsetzen, dass alle Schweizer Patientinnen und Patienten schnell und unkompliziert Zugang zu innovativen Medikamenten erhalten. Wichtig ist dabei auch, dass Medikamente zu fairen Preisen angeboten werden, d.h. zu einem Preis, der den tatsächlichen Wert der Therapie für Patient und Gesellschaft widerspiegelt und gleichzeitig für das Schweizer Gesundheitswesen nachhaltig finanzierbar ist.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen der Pharmastandort Schweiz? Wo und wie kann sich das Pharmaland Schweiz weiterverbessern, wie sollten die Rahmenbedingungen angepasst werden?

Vifor Pharma ist ein Schweizer Unternehmen und stolz auf seine Ostschweizer Wurzeln. Vifor zählt ca. 2’500 Angestellte**, rund die Hälfte davon in der Schweiz arbeitend. Wir haben Produktionsstätten, Forschungszentren und Niederlassungen über die ganze Schweiz verteilt. Die Wirkstoffe unserer wichtigsten Produkte wurden in der Schweiz erfunden, zusammen mit Schweizer Ärztinnen und Ärzten entwickelt, und werden auch heute noch aus der Schweiz heraus in die ganze Welt exportiert.

Aufgrund der sich verschlechternden Rahmenbedingungen werden solche Erfolgsgeschichten in der Schweiz immer unwahrscheinlicher. Heute kommen die meisten medizinischen Innovationen aus dem Ausland – die Schweiz verliert zunehmend den Anschluss. Die Gründe dafür sind vielfältig: ein Mangel an hochqualifizierten Fachkräften, ein vermehrt eingeschränkter Zugang zu wichtigen Absatzmärkten, ungelöste politische Rahmenbedingungen (z.B. die Beziehungen zur EU), fehlende Anreize zur Investition in Schweizer Forschung sowie die – im Vergleich zum Ausland – restriktiven  Vergütungs- und Zugangsbeschränkungen. All dies zwingt viele Firmen dazu, ihre Präsenz in der Schweiz zu überdenken und ggf. Teile ihrer Aktivitäten ins Ausland zu verlagern. Wenn die Schweiz ein weltweit führender Innovations- und Pharmastandort bleiben will, muss jetzt gehandelt werden!

* Kaserer et al 2019, Impact Patient Blood Management monitoring and feedback programme on allogeneic blood transfusions and related costs, Anastesia 2019

** Vifor Pharma Annual Report 2020

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Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.

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